Kurz vor Ostern trafen sich vom 31. März bis 3. April über vier Tage verteilt insgesamt 250 Schüler*innen der fünften und sechsten Jahrgangsstufe, um die politische Welt der Modeindustrie zu erkunden. Entwickelt wurde die Aktionswoche „Leute machen Kleider“ nach dem Einsturz von Rana Plaza im Jahr 2013. Dabei handelte es sich um den tödlichsten Fabrikunfall in der Geschichte der Textilindustrie: In Bangladesch stürzte ein achtstöckiges Gebäude ein, in dem unter unsicheren Bedingungen Kleidung für westliche Marken produziert wurde – über 1.100 Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Das Unglück rückte die Arbeitsbedingungen in der globalen Modeproduktion schlagartig ins öffentliche Bewusstsein.
(Thema: Arbeitsbedingungen, Unglück Rana Plaza)
Das Format bietet Schüler*innen die Möglichkeit, eigene Zugänge – gerade auch zu den Schattenseiten der Modewelt – zu finden und kulturelle sowie politische Alternativen auszuprobieren. Im Mittelpunkt steht schulartübergreifendes, selbst gestaltetes Lernen.
Die Wege der Mode: Globale Herausforderungen
Sobald die Schülerinnen ankommen, machen sie sich auf die Suche nach der Herkunft ihrer Kleidung und markieren mit einem kleinen Stein auf einer großen Weltkarte das Land, in dem es produziert wurde. Danach nimmt Anna Halbleib, Modemanagerin und Regisseurin aus Barcelona, die Schüler*innen in einem interaktiven Vortrag mit auf eine Reise entlang der globalen Wege der Mode – geprägt von persönlichen Erfahrungen: Von der Vermarktung indigener Kleidung in Mexiko bis hin zu ihrem Engagement für faire Arbeitsbedingungen bei einer NGO in Indien. Gemeinsam mit den Schüler*innen beleuchtet sie die Herausforderungen der Modeindustrie und lädt zur Diskussion ein.
Dabei werden sozialpolitische Fragen gestellt: „Warum arbeiten so viele Frauen in den Fabriken in Kambodscha?“, aber auch technische Aspekte beleuchtet: „Produziert Gucci genauso wie H&M?“. Nach diesem Einstieg geht es für die Schüler*innen in verschiedene Workshops, in denen sie selbst aktiv werden. Sie verfolgen die Reise einer Jeans, erproben die Arbeitsteilung in einer Näherei, upcyceln unterschiedliche Materialien, färben mit Naturstoffen, entwickeln ein Theaterstück und gestalten eigene Radiobeiträge – von der Idee bis zur Produktion. Am Ende des Tages präsentieren sie einander ihre Ergebnisse und teilen ihre neu gewonnenen Erkenntnisse.
(Thema: Leute machen Kleider, soziale Umstände, heimische Märkte)
Innovative Ansätze: Außerschulisches Lernen
Die Träger der Aktionswoche verbindet die Begeisterung für innovative Bildungsarbeit. In diesem außerschulischen Lernsetting werden die Schüler*innen als Akteure ihres eigenen Lernprozesses ernst genommen. Sie gestalten sowohl die Auseinandersetzung mit dem Thema als auch das schulübergreifende soziale Miteinander aktiv mit. Die Aktionswoche ist bewusst so angelegt, dass Schüler*innen von Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien gemeinsam lernen.

Den organisatorischen Rahmen gestalten die beteiligten Fachkräfte, Pädagog*innen und Lehrkräfte. Dabei wird auf ein respektvolles und sicheres Lernumfeld ebenso geachtet wie auf gute Verpflegung. Darüber hinaus setzen sich Ökoprojekt e.V., die Feierwerk Südpolstation und das Nord Süd Forum München e.V. gemeinsam dafür ein, dass das Projekt auch künftig inhaltlich und finanziell auf sicheren Beinen steht. „Zu unserem Selbstverständnis gehört es, mit einem eingespielten Team die Aktionswoche beständig zu reflektieren und mit unseren neuen Erkenntnissen weiterzuentwickeln“, erklärt Kay Mayer, Leiter der Südpolstation.
(Thema: Second Hand Kleidung)
Und nicht zuletzt ermöglichen erst die Lehrkräfte der teilnehmenden Klassen mit ihrem hohen organisatorischen und inhaltlichen Engagement den Schüler*innen diese Erfahrung. „Wir freuen uns über die Aktionswoche, da sie eine sinnvolle Erweiterung für das politische und soziale Lernen unserer Schüler:innen ist“, fasst Inga Frase vom Werner-von-Siemens-Gymnasium ihre Erfahrung mit dem Projekt zusammen.
Im Zentrum der Aktionswoche steht, den Schüler*innen einen selbst gestalteten Zugang zu einem aktuellen und vielschichtigen gesellschaftlichen Thema zu ermöglichen. Ihrer individuellen Auseinandersetzung wird Raum gegeben – und der kreative Lernprozess von ihnen maßgeblich bestimmt. Wer sich für die Arbeit und Perspektive der Schüler:innen interessiert, hat hier die Gelegenheit, alle Radiobeiträge, die in der Aktionswoche 2025 entstanden sind, nachzuhören.



