Nervös betritt ein junger Mann eine Slackline, die er vorher mit seinen Mitstreitern mit Hilfe eines Schlauchbootes über einen Fluss gespannt hat. Obwohl er mit einem Hüftgurt an einer zweiten Leine gesichert ist und eine Schwimmweste trägt, ist es eine wackelige Angelegenheit. Die Slackline schwankt, aber er wird mit jedem Schritt sicherer. In der Mitte ist er selbstbewusst genug, lässt sich in seinen Gurt fallen und baumelt über der Strömung. Die anderen Teammitglieder johlen und freuen sich, dass auch er sich getraut hat, den Fluss auf der dünnen Slackline zu überqueren. Am Ende dieses Erlebnisses sitzen alle beieinander und sprechen über die Schwierigkeiten der Aufgabe, über ihre eigenen Gefühle und was diese Übung in ihrem Leben für einen Sinn macht.
Diese Aktion fand vor ein paar Jahren im Rahmen einer Gruppenübung am „Boy’s Day“ statt. Und es wird klar, welche Ziele verfolgt werden und warum sie mit Erlebnispädagogik erreicht werden können: Soziale Kompetenzen wie Selbstbewusstsein und Vertrauen zu stärken. Auch die Begehung eines Klettersteiges, eine Mountainbike- oder eine Schneeschuhtour bieten diese pädagogischen Potenziale und haben Auswirkungen auf die Lebensrealität der Teilnehmer*innen.
Vertrauen fördern: Individuelle Stärkung durch Erlebnisse
Um dies zu verstehen betrachten wir eine der vielen Definitionen der Erlebnispädagogik: „Man spricht dann von der Methode Erlebnispädagogik, wenn die Elemente Natur, Erlebnis und Gemeinschaft im Rahmen von Natursportarten pädagogisch zielgerichtet miteinander verbunden werden. Alles Erlebte wird durch Reflexion in die jeweilige subjektive Lebenswelt des Teilnehmers transferiert.“ (vgl. Heckmair/ Michl 2012, S. 115)
Es gibt vier verschiedene Ansätze in der Erlebnispädagogik: Den historischen, den klassischen, den metaphorischen und den archetypischen. Beim historischen Ansatz ist das Betreten und Betrachten der Natur bereits Grund für eine Verhaltensänderung. Dass dies nicht genug ist, aber durchaus eine Rolle spielt, ist auch Inhalt des klassischen Ansatzes. Hier wird den Teilnehmer*innen aber schon vor einer Aktion erklärt, was das Ziel ist. Geht man etwa klettern, so ist das Bilden von Vertrauen innerhalb der Gruppe, in der sich der Sichernde und der Gesicherte befinden, eines der Leitziele.
Der metaphorische Ansatz dagegen arbeitet mit Bildern, die pädagogisch genutzt werden. So kann eine Passüberschreitung auch einen Übergang in eine neue Lebensphase bedeuten, der mit Schlauchbooten befahrene Fluss der „Lebensfluss“ sein oder der Gipfel des Berges der Höhepunkt einer Ausbildung oder das Synonym für einen Schulabschluss.
Der archetypische Ansatz wiederum beruht auf den Thesen von C.G. Jung, einem Psychoanalytiker und Schüler Freuds, der anhand der Auswertung von Sagen und Märchen, von einem kollektiven Unbewussten spricht, also von vererbten urtümlichen Bildern, wie zum Beispiel dem geheimen Platz, dem Medizinmann, Gott oder dem Bösen. Ein Solo, das der Teilnehmer an einem Ort im Gebirge eine Nacht lang verbringen muss, ist eine Methode aus diesem Ansatz.
Gruppenarbeit: Vielfältige Ziele erreichen
Arbeitet man mit einer Gruppe, so ist der erste Schritt nach der Analyse der Problemlage, die Auswahl des Ansatzes und des Spielfelds. Neben bereits erwähnten Handlungsfeldern gibt es u.a. Wanderungen, Höhlenbegehungen, Klettern, das Befahren von Zahm-Wasser mit Schlauchbooten oder Kajaks, das Biwakieren oder kooperative Abenteuerspiele.
Neben persönlichen Zielen wie dem Erwerben sozialer Handlungskompetenzen, dem Verbessern der Reflexionsfähigkeit, der Stärkung des Selbstbewusstseins oder der Verbesserung der Empathie, gibt es auch Gruppenziele wie der Verbesserung der Kooperation oder der Stärkung der Kommunikationskompetenzen. Ziele sind aber auch die Verbesserung motorischer Fähigkeiten, das Erlernen einer Outdoor-Sportart und das Erleben der Natur.
Nach der Durchführung der Maßnahme wird dann mittels verschiedener Reflexionsmethoden versucht, das in der Natur Erlebte in die Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden zu transferieren. Gelingt dies, war das erlebnispädagogische Angebot ein Erfolg.
Das Wichtigste: Draußen Spaß haben
Neben all der Pädagogik mit seinen Zielen, soll den Teilnehmer*innen aber auch der simple Spaß an der Bewegung im Freien und der vernünftige und nachhaltige Umgang mit der Natur näher gebracht werden. Sie sollen sich erfahren und wieder Kind sein dürfen, mit allen Sinnen Erfahrungen machen und Dinge erleben, wie man sie in einer urbanen konsumorientierten Welt nur noch selten vorfindet.
Wie auch bei unserem Erlebnis beim „Boys Day“. Bei einem Biwak auf dem Hörnle hoch über dem Isartal in einer sternenklaren Nacht, hatte sich die Gruppe noch viel zu erzählen. Es wurde geratscht und gelacht. Doch als sich ein blutroter Mond im Osten über die entfernten Berggipfel erhob, kehrte Stille ein. So etwas hatten die Kinder noch nicht erlebt und dies würden sie so schnell auch nicht wieder vergessen!
Erlebnispädagogik im Feierwerk: Abwechslungsreiche Action
Auch in den Feierwerk-Einrichtungen gibt es ein Angebot an Erlebnispädagogik. Etwa (Schneeschuh-)Wanderungen, Mountainbike-Touren, Kajak-Fahrten, Ferien-Freizeiten usw. Einfach immer mal die Programme unserer Einrichtungen checken.