Im Rahmen unseres mobilen Vorlaufprojekts Feierwerk Boom sind wir in Freiham an mehreren Standorten unterwegs: An der BoomBox, am Grünband und am Skatepark. Seit Anfang des Jahres gehört ein Kofferanhänger zu unserem Equipment, für den wir im Frühjahr eine dauerhafte Stellgenehmigung bekommen haben. Seitdem steht er in unmittelbarer Nähe zur Skateanlage und wir können ihn an mehreren Tagen in der Woche mit Programm bespielen. Den Anhänger haben wir in schlichtem Weiß bekommen – damit unser mobiles Jugendwohnzimmer aber ein echter Hingucker wird, war schnell klar, dass er dringend Farbe braucht. Die Idee eines partizipativen Graffiti-Projekts mit Jugendlichen war geboren.
Graffiti als Ausdrucksmittel
Wer die BoomBox und ihren bunten Bauwagen sowie die Container kennt, weiß, dass hier schon öfter Graffiti-Aktionen am Start waren – daher existierte bereits der Kontakt zu Simon Wunderlich, einem Graffiti-Künstler, der gemeinsam mit Kids hier schon ganze Arbeit geleistet hat. Simon hat sich als Jugendlicher im alten Eisenbahngebiet in Freiham/Neuaubing in verlassenen Hallen ausprobieren können und ist dadurch Graffitikünstler geworden. Irgendwann hat er dann auch angefangen, sein Wissen und Know-how weiterzugeben und Graffiti-Kurse für Jugendliche anzubieten.
Zu den Jugendlichen, die Lust auf Graffiti haben, und die zum Teil auch schon an der BoomBox mitgesprayt haben, gehört auch Nikita. Er hat schon bei der Hall of Fame am Schlachthof mitgesprayt, sich privat viele Dosen gekauft und dadurch schon viel Erfahrungen gesammelt. Schnell hat sich rund um Nikita, Vago, Jonas, Samuel, Taha und Liv eine Graffiti-Gruppe gebildet und gemeinsam mit Simon wurden bei einem ersten Treffen bei uns im Büro ihre Ideen ausgetüftelt. Ein Adler war im Gespräch, auch eine Art Wappen für Freiham, und natürlich der Bezug zum Skaten und zur Graffiti-Kunst. Und dann sollte es auch bald los gehen.
Fördergeld für gute Ideen
Nachdem Cans, Caps und co alles andere als günstig sind, blieb die Finanzierung des Projekts zunächst noch ein kleines Fragezeichen – einen Teil konnten wir aus Eigenmitteln bestreiten, aber so ganz würde das wohl nicht reichen. Zum Glück gibt es mit „Lasst uns mal ran!“ eine richtig coole Möglichkeit für Jugendliche aus dem 22. Stadtbezirk (und andere) für ihre Projektideen beim Bezirksausschuss Geld zu beantragen. Gesagt, getan! Das Projekt wurde bei der Jury-Sitzung im Juli vorgestellt und stieß auf große Begeisterung – und – zack – hatten die Kids 500 Euro am Start, mit denen dann genügend Dosen eingekauft werden konnten. Jetzt stand dem gemeinsamen Sprayen nichts mehr im Weg.
Schritt für Schritt zum Kunstwerk
In vier Sessions am Skatepark wurde der Anhänger über die Sommermonate fertig gestaltet. Sowas geht meistens nicht in einem Stück, da draußen malen natürlich sehr wetterabhängig ist. Die Jugendlichen konnten Verschiedenes ausprobieren, Simon hat Tipps gegeben, Techniken vorgemacht und Gelungenes gelobt. Die Stimmung war locker, gleichzeitig waren alle bei der Sache. Nikita hat im Rahmen der finalen Session am Skatepark nach den Sommerferien unter Anleitung von Simon noch die 4. Seite mit eigener Idee fertig gestellt. Jetzt erstrahlt unser Anhänger mit neuem Look – das ganze Feierwerk Boom-Team und unsere Besucher*innen am Skatepark finden ihn super. Und wenn es nach Simon und den Jugendlichen geht, war das nur der Anfang – der Skatepark wartet mit seinen teils noch sehr nackten Betonwänden auf viele weitere Graffiti-Sessions.