Der Feierwerk Farbenladen hatte in den letzten Monaten ein randvolles Programm, von Straßenszenen über Fantasy-Universen bis hin zu Streetwear. Dieser kulturelle Überfluss ist wohl zum großen Teil der vielen Kunst, die sich während Corona angestaut hatte, zu schulden. Direkt beeinflusst von der Pandemie ist auch die Ausstellung „Auf- und Abwarten“, in der die Münchner Künstler*innen Carolin Wenzel und Max Schranner in handgezeichneten Schnappschüssen ihren Lockdown-Alltag dokumentiert haben. Visuelle Tagebücher, in denen sich das Warten manifestiert, und Gemälde, die die Besucher*innen mit schwierigen Fragen empfangen. Bufdi Nepo aus der Öffentlichkeitsarbeit war bei der Vernissage vor Ort und hat mit Carolin Wenzel über ihre ganz persönliche Corona-Prognose gesprochen.
„Die erste Frage ist ganz formlos: Wie geht es dir heute? Freust du dich auf deine Vernissage?“
„Natürlich freu ich mich!“
„Das hier ist sicher nicht deine erste Vernissage, oder?“
„Das ist dieses Jahr schon meine dritte. Ich freu mich drauf, bin aber bissl müde, was man mir hoffentlich nicht anmerkt.“ (lacht)
„Bei der Recherche deiner Kunstwerke fällt sofort auf, dass viele Titel und Ausstellungsnamen auf Portugiesisch sind. Hast du einen besonderen Bezug zur Sprache und zum Land Portugal?“
„Ich habe zwei Jahre in Portugal gelebt und gearbeitet, dort habe ich Portugiesisch gelernt. Weil mir die Sprache sehr gut gefällt, habe ich angefangen, einige meiner Werke in der Sprache zu betiteln. Mittlerweile ist mein Bezug zum Portugiesischen auch privat, da mein Mann aus Brasilien kommt.“
„Ein weiteres Leitmotiv deiner Kunst ist das Meer. Welche Thematiken willst du mit diesem Symbol „Meer“ vermitteln?“
„Das Meer ist das eine, meine Kunst vermittelt aber vor allem auch die Reise. Mich interessieren weite Landschaften, ob das jetzt das Meer oder die Steppe ist. Viele meiner Werke sind auch aus Reiseskizzen entstanden und auch diese Ausstellung „Auf- und Abwarten“ war ursprünglich als Reiseausstellung geplant. Durch die Verschiebung wegen Corona ist aus der äußeren Reise dann eher eine innere geworden. In diesem Sinne besteht diese Ausstellung hier aus Früchten der Pandemie.“
„Corona ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage: Welchen Einfluss, denkst du, wird Corona auf die künstlerische Landschaft haben?“
„Negativ zu betrachten sind in der Hinsicht auf jeden Fall die Einbußen, die die Kultur während Corona einstecken musste, da man einfach wenige Möglichkeiten hatte, seine Kunst zu präsentieren. Inhaltlich hat die Pandemie sicher zu neuen, interessanten Inhalten geführt, da die Künstler*innen sich in dieser Abgeschiedenheit mit Themen beschäftigt haben, für die vor dem Lockdown kein Platz gewesen wäre.“
„Eine letzte Frage noch: Der Charme deiner Kunst liegt ja auch ein wenig im Unfertigen, im Improvisierten. Ist das lediglich Geschmackssache oder steckt da eine Philosophie dahinter?“
„Man könnte natürlich sagen, dass im kleinen Format etwas Direktes, Unmittelbares liegt, aber es hat natürlich auch einen pragmatischen Grund, da ich ja keine „Vollzeitkünstlerin“ bin, weil ich am Gymnasium auch Kunst unterrichte. In dieser Hinsicht ist das Format meiner Kunst auch der wenigen Zeit geschuldet, die das Lehrer*innen-Dasein nun mal mit sich bringt.“
Vielen Dank für das schöne Interview!