Was passiert, wenn zehn Fotograf*innen auf zehn Musiker*innen treffen? Reibung? Vernetzung? Es entstehen unerwartet intime Bilder von Personen, die man sonst hauptsächlich von der Bühne kennt. Stellt man diese Fotografien nebeneinander, so ergibt sich eine Ausstellung mit dem Namen „10 im Quadrat“, die im Feierwerk Farbenladen zu sehen ist.
Ausstellung „10 im Quadrat“ – Platz für Unerwartetes
Das Besondere an der Sache? Am Projekt sind ausschließlich junge Menschen beteiligt. Es sind junge Münchner*innen, die gerade in eine Fotografie-Karriere starten oder aktuell ihr Plätzchen in der Musikszene suchen. Kreative Köpfe, denen in München oft nicht ausreichend Platz geboten wird. „Diese Stadt hat so viel Potenzial, so viel Kreativität und es fehlen einfach die verdammten Räume“, sagt Nicole Salowa. Nicole ist Teil des Organisationsteams hinter der Ausstellung und genauso jung wie die mitwirkenden Künstler*innen. Sie ist Autorin der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung – eine Seite, für die ausschließlich Jungjournalist*innen schreiben. Gemeinsam wurden diese für das Projekt „10 im Quadrat“ zu Veranstalter*innen, wodurch den Mitwirkenden sowohl ein Ausstellungsraum als auch eine Plattform in der Süddeutschen Zeitung geboten werden konnte.
Intime Momente teilen
Ein Dienstagnachmittag im Café Jasmin. Der 28-jährige Münchner Fotograf Daniel Nguyen hat sich mit Malva Scherer, 20, für ein Fotoshooting verabredet. Daniel will die Musiker*innen in ganz alltäglichen Situationen porträtieren – also treffen sie sich dort, wo Malva am liebsten an ihren Songtexten schreibt. Er hat seine Kamera bei sich, lässt sie aber vorerst auf dem Tisch neben Malvas Notizheft ruhen. Malva bestellt einen Kaffee mit Hafermilch und Daniel eine Tasse Ingwertee mit Minze. Sie unterhalten sich, als wären sie auf einem Kaffeeklatsch unter Freund*innen. Nur ab und zu zückt er seine Kamera und schießt ein schnelles Porträt. Warum er das so macht? Weil authentische Fotos etwas sehr Intimes sind. Porträtfotografie bedeutet für ihn, „dass man intime Momente teilen kann, dass man sich gegenüber Personen öffnet und sich auch kennenlernt“, sagt er. Was das an Arbeitsaufwand bedeutet, kann man sich ausmalen – denn wie alle Fotograf*innen, begegnete Daniel für „10 im Quadrat“ zehn verschiedenen Musiker*innen. Aber er ist sich bewusst, dass man einander vertrauen muss, um ein gutes Foto zu schießen.
Porträts von Ängsten
Eine ordentliche Portion Vertrauen legte auch die Sängerin Laura Glauber, 28, bei ihrem Fotoshooting mit Shahin Hefter hin. Mit ihrem Konzept „Face your Fears“ lockte die 26-jährige Fotografin die Musiker*innen aus ihrer Komfortzone. Sie stellte ihnen die Aufgabe, sich in ihren Porträts einer ganz persönlichen Angst zu stellen. Bei Laura war das der Respekt davor, sich als Bühnenmensch ganz offen und ehrlich mit allen Makeln zu zeigen. Also schlug Shahin vor, sie in Unterwäsche zu porträtieren. Ganz ohne Möglichkeit, sich zu verstecken. Das Ergebnis: ein ausdrucksstarkes Porträt von einer Frau mit selbstbewusstem Blick.
Junge Kunst gemeinsam erleben und gestalten bei „10 im Quadrat“
Zu sehen ist dieses Porträt nun gemeinsam mit neun weiteren Schwarz-Weiß-Fotografien an einer der Wände im Farbenladen. Im einen Eck Shahins abstrakte, schlichte Fotoreihe, gleich daneben humorvolle, kunterbunte Bilder eines anderen Fotografens. „Die Unterschiede sind so krass – obwohl es für jeden dasselbe Projekt war, hat jeder seinen eigenen Touch reingebracht“, sagt Eva Bregler bei der Vernissage von „10 im Quadrat“. Gut 200 Menschen sind gekommen, um die Ergebnisse des Projekts zu bestaunen und einen entspannten Abend bei Beats und Bier zu verbringen. „Es ist so schön, die Menschen hier zu sehen, wie sie sich alle freuen, dass wir zusammen Kunst erleben und gestalten können“, sagt auch Nicole Salowa, Autorin der Junge-Leute-Seite. Diese ausgelassene und zugleich anregende Stimmung soll noch den ganzen Mai lang erhalten bleiben. Deshalb hat das Junge-Leute-Team ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt: von Führungen mit den Fotograf*innen über Diskussionsrunden bis zu einem Open Mic. Alles im Zeichen der jungen Münchner Kunstszene. Alles, um genau dieser Kunst Platz zu geben. Platz, von dem es so viel mehr in München bräuchte.
SZ Junge Leute
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Artikel zu „10 im Quadrat“ von Autorin Fanny Gasser