Kulturszene

Booking, Image, Releases: Workshops für die Musikszene

Die Feierwerk Fachstelle Pop ist eine zentrale Stelle zur Förderung und Vernetzung der Münchner Popmusikszenen und tritt als Mittler*in zwischen diesen Szenen sowie Verwaltung & Politik auf. Um Musiker*innen, Künstler*innen und Musikbegeisterte zu unterstützen, bietet sie neben Beratung und Förderprogrammen auch Workshops an, in denen wichtige Themen zum Musik-Business vermittelt werden. Etwa was die GEMA ist, was bei Steuern und Abgaben zu beachten ist, aber auch, wie man an Gigs kommt oder durch Social Media eine größere Zielgruppe erreichen kann. Auch Menschen mit mehr Erfahrung können hier noch etwas dazulernen, da die Workshops verschiedene Vorkenntnisse voraussetzen (Basic, Advanced und Professional).

Weil ich die Themen alle super interessant finde und noch ein kleiner Musikbusiness-Neuling bin, habe ich mich gleich für fast alle Workshops angemeldet, um direkt am Anfang meiner Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau möglichst viel mitnehmen zu können.

Booking für Musiker*innen: Was ist wichtig?

Der erste Workshop handelte vom Thema Booking, entsprach dem Level Basic und wurde von Alessa Patzer gehalten. Alessa kann als ehemalige Bookerin super Tipps für den ersten Kontakt zwischen Künstler*innen und  Booker*innen geben. Erfahrungsbasiert vermittelt sie, was man als Musiker*in im Kontakt mit Booker*innen beachten sollte, welche Dos und Don’ts es gibt und wo man am besten nach Auftritten sucht. An dem Workshop nahmen viele Musiker*innen teil, die entweder als Solo-Artists auftreten oder in einer Band spielen, sodass verschiedenste Erfahrungen mit eingebracht wurden. So haben wir zum Beispiel gelernt, was beim Pressematerial, das man als Künstler*in an Booker*innen schickt, zu beachten ist, welche Fotos und Videos man verwenden sollte und wie man einen Pressetext schreibt.

Der Workshop war besonders hilfreich für Menschen, die noch komplett am Anfang ihrer musikalischen Reise stehen und vielleicht ein bisschen überfordert sind mit der Kontaktaufnahme zu Booker*innen. Aber auch für Leute, die schon ihre ersten Aufritte hatten und sich unsicher sind, wie sie sich weiter professionalisieren können, ist dieser Workshop hilfreich.

Künstler*innen-Identität und CI für FINTA+

Bei einem weiteren Workshop, den ich besucht habe, ging es darum, wie FINTA+ Personen sich als Künstler*innen eine Identität und Corporate Identity (CI) aufbauen können. Der Workshop wurde von Leandra Preißler gehalten. Sie ist Gründerin ihrer eigenen Coaching Agentur und hat unter anderem 10 Jahre lang als Künster*innenmanagerin gearbeitet. Seit 2014 ist sie federführend für das Spitzenförderprogramm Bandpool der Popakademie Baden-Württemberg zuständig.

Zu Beginn gab es eine kleine Vorstellungsrunde, bei der wir erzählen konnten, wer wir sind und was wir gerne von dem Abend mitnehmen möchten. Unter anderem war eine DJ anwesend, die schon länger im Business ist und sich umorientieren und mehr auf eigene Projekte fokussieren möchte. Ihr Ziel ist es, einen neuen Weg zu finden, wie sie mit ihrem Onlineauftritt ihre gewünschte Zielgruppe erreichen kann, ohne Social Media zu einem Vollzeitjob zu machen. Eine weitere Teilnehmerin steht noch am Anfang: Sie ist Jazz- und Soul-Sängerin, und hatte bereits mehrere kleine Auftritte. Jetzt möchte sie anfangen, sich eine eigene Künstlerinnen-Identität aufzubauen, da sie bald ihre eigene Musik veröffentlichen wird.

Künstler*innen-Identität und Image

Doch was ist überhaupt eine Künstler*innen-Identität, was ein Image und wie baue ich mir beides auf? Diese Fragen wurden gleich zu Beginn beantwortet. Kurzgefasst ist die Künstler*innen-Identität unser kreatives Selbst und die individuelle Ausdrucksweise einer Person in ihrem gesamten künstlerischen Schaffen. Unser Image ist das Bild von uns, das wir nach außen tragen und wie dieses wiederum von unseren Konsument*innen wahrgenommen wird.

Als wir  den theoretischen Teil geschafft hatten, wurden uns verschiedene Bilder von Musiker*innen gezeigt, zu denen wir sagen sollten, welchen Eindruck wir von ihnen haben. Unter anderem waren Lizzo, Beyoncé, die Foo Fighters und Taylor Swift dabei. Je nachdem, wie gut wir uns mit den Musiker*innen auskannten, hatte jede von uns ein unterschiedliches Bild von ihnen. Gleichzeitig spielten beim Beurteilen der Menschen natürlich auch unsere eigenen Erfahrungen eine Rolle. Es war total spannend, wie unterschiedlich die Künstler*innen von den Teilnehmerinnen wahrgenommen wurden und aus welchen Gründen sie ihre Meinung über die jeweiligen Künstler*innen gebildet hatten.

Das Image kreieren: Let’s Bumble!

Danach ging es ans Bumblen. Wer die App „Bumble“ kennt und sich wie ich schon durch zahlreiche Profile durchgeswiped hat, kennt den Aufbau eines Profils sicher. Ein eigenes zu erstellen ist aber manchmal gar nicht so leicht. Vor allem, seine Vorzüge hervorzuheben, ohne ein falsches Bild von sich zu vermitteln, stellt eine Schwierigkeit dar. So war bei dieser Aufgabe eine gute Selbsteinschätzung und das Fokussieren auf die eigenen Kernpunkte wichtig. Da ein paar von uns Teilnehmer*innen selbst keine Musik machen, sollten wir uns die Instagram-Profile unserer Sitznachbar*innen angucken, und uns so ein Bild über die andere Person machen. Auf diese Weise konnten wir danach das Selbstbild der Künstler*innen mit der von uns wahrgenommenen Außenwirkung vergleichen.

Am Ende sollten wir uns sogenannte „Kennwörter“ zu unseren Künstler*innen überlegen. Also Wörter, die wir mit der Musik assoziieren. Das konnten jegliche Begriffe sein: Vom Outfitstyle über den Musikstil bis hin zum Haustier. Indem wir diese Begriffe dann zu den Überpunkten: Musik, Social Media, Pressematerial, Merch, Live und IVs zugeordnet haben, konnten wir daraus das Image der Künstlerin / des Künstlers bilden.

Bei der Musikerin, mit der ich in einer Gruppe war, haben wir uns unter anderem die Farbe „Pink“, ihre Lieblingsfarbe, als Kennwort überlegt. Diese konnten wir dann super beim Social Media-Auftritt, Merch und Pressematerial einbinden: Auf Social Media etwa Bilder mit passenden Farben wählen und sich in entsprechenden Farben anziehen (pinkes Oberteil). Wir haben außerdem gelernt, wie wichtig es ist, eine Farbe für sich zu beanspruchen, um einen Wiedererkennungswert zu haben. Das sieht man momentan sehr prägnant bei Olivia Rodrigo mit der Farbe Lila. Bei meiner Künstlerin habe ich mir als zweite Farbe „Braun“ überlegt, da ich finde, dass sie gut mit der Jazz- und Soul-Musik harmoniert und einen leichten „vintage touch“ gibt. Zum Ende hin haben wir dann noch gelernt, was bei einem Pressetext alles zu beachten ist.

Release Planung: Strategien und How To

In dem dritten Workshop, an dem ich teilgenommen habe, ging es darum, wie man als Musiker*in am besten einen Release plant. Es waren Künster*innen in jedem Alter dabei, aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen und auch unterschiedlich viel Erfahrung mit Release Planung mitbrachten. Nach einer kurzen Kennenlernrunde hat uns die Dozentin Antje Zelnitschek von F.A.M.E. Recordings erstmal einen Einblick in die Musikindustrie gegeben: Wer sind die Big Player und auf was kommt es an, um ein gutes Label zu bekommen, das einen in seinem Schaffen unterstützt?

Die Kernaufgaben eines Labels sind vielfältig. Sie kümmern sich unter anderem um das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit, den Vertrieb, die Grafiken und die rechtlichen Angelegenheiten einer Künstler*in. Danach konnten wir anhand von Statistiken sehen, wie sich einzelne Medien, über die Musik konsumiert wird, in ihrer Beliebtheit über die Zeit verändert haben. So geht der Verkauf von CDs momentan stark zurück, gleichzeitig steigt vor allem in den letzten Jahren der Absatz von Vinyl wieder stark an. Doch am beliebtesten ist momentan zweifellos das Streamen von Musik. Anhand von einer Grafik wurde uns gezeigt, wer alles beim Streaming so mitverdient, wodurch der Anteil, den die Musiker*innen selbst daran verdienen, sehr klein ist.

Release Planung – so geht’s!

Mit diesem Überblick im Gepäck ging es dann direkt richtig los an die Release Planung. Ich glaube, den wichtigsten Punkt, den wir alle mitgenommen haben ist, dass man möglichst früh anfangen muss. Denn bei der Schnelllebigkeit von Social Media kann man schnell untergehen. Es gibt aber auch viel zu beachten: Ob man nur digital oder auch physisch releasen möchte, bis hin zu welchen Songs man ein Musikvideo drehen will. Heutzutage sind aber vor allem auch die Sozialen Netze sehr wichtig. Zu beachten ist dabei vor allem die Authentizität, um Erfolg zu haben. Wenn man merkt, dass es einem keinen Spaß macht, über Social Media zu promoten, gibt es auch andere Wege, um sich eine Reichweite aufzubauen. Beispielsweise mit Newslettern oder physischen Medien wie Flyern und Plakaten. Die Hauptsache ist, seine Musik zu kommunizieren.

Know-how und Networking

Insgesamt kann ich sagen, dass mir alle Workshops, die ich besucht habe, sehr viel Spaß gemacht haben. Ich konnte viel lernen und habe viele tolle Menschen kennenglernt. Denn gerade, um mit anderen Leuten aus der Musikindustrie in Kontakt zu kommen und zu connecten, sind die Workshops richtig hilfreich.

Julia macht aktuell eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau im Feierwerk. Wenn sie nicht arbeitet, ist sie gern mit ihrem Hund unterwegs oder geht auf Konzerte. Nebenbei sammelt sie auch noch Schallplatten und malt.

Write A Comment

Feierwerk
Babel FM
Kurzwelle
Südpolshow
Nahaufnahme Podcast
dreijahrewach Podcast