Musik

Düster, brachial und voller Energie – Deafheaven sorgen für eine ausverkaufte Kranhalle

Von melodischem Shoegaze zu brachialem Black Metal: Deafheaven aus San Francisco begeistern in einer ausverkauften Kranhalle im Feierwerk.

Bereits um kurz nach 21 Uhr war die Kranhalle gut gefüllt und die letzten Tickets an der Abendkasse verkauft. Der Abend begann mit Inter Arma, einer Band aus Richmond, Virginia, die sich ebenso schwer in ein Musikgenre einordnen lässt, wie Deafheaven. Sie heizten der Halle mit ihrer Mischung aus Doom, Sludge und Post-Metal ordentlich ein. Schon nach wenigen Minuten hing ein leichter Schweißgeruch in der Luft. Es war schwer auszumachen, woher der Geruch kam. Vom Publikum oder von der Band, die sich eher leicht bekleidet auf der Bühne zeigte. In spärlichen, blass-rosafarbenen Boxershorts bearbeitete T.J. Childers rasant seine Drums. Musikalisch war das durchaus überzeugend und ein guter Start in den Abend!

Es sollte düsterer werden. In kühlem, blauen Licht und dunstigem Nebel trat George Clarke vor das Publikum. Voller Energie ging er die Bühne auf und ab, hüpfte zweimal in die Luft, ergriff das Mikro und schrie endlich mit „Honeycomb“ den zweiten Song des neuen Albums „Ordinary Corrupt Human Love“ in die Menge! Beim nachfolgenden Song „Canary Yellow“ wurde klar, warum Deafheaven auch im Shoegaze beheimatet sind. Zu Beginn des Liedes wehte ein Hauch von Slowdive durch die Kranhalle. Eben gerade in Songs wie „Canary Yellow“ zeigt Deafheaven, wie perfekt sie den Wechsel zwischen den Musikgenres beherrschen.

Doch auch Fans der früheren Alben sollten auf ihre Kosten kommen. Es folgte „Sunbather“ vom gleichnamigen zweiten Album. Spätestens jetzt kam auch das Publikum in Bewegung. Die einen wiegten ihre Körper gedankenverloren hin und her, die anderen warfen ihre Köpfe vor und zurück. Hier traf Shoegaze auf Black Metal! Es ging weiter mit „Brought To The Water“ von Album Nummer drei, bevor mit „Worthless Animal“ der offizielle Teil des Konzerts ein gefühlvolles Ende nahm.

Doch natürlich durfte auch an diesem Abend die Zugabe nicht fehlen. Zwischen den Songs gab sich George Clarke eher wortkarg, doch nun bedankte er sich beim Münchner Publikum für die entgegengebrachte Freundlichkeit, fürs Anhören und Ansehen beider Bands, und überhaupt sei es sehr angenehm hier in der Kranhalle. Es sprach also nichts gegen drei zusätzliche Songs.

Mit „You Without End“ und „Glint“ spielten Deafheaven zwei weitere Titel ihres neuen Albums, wobei „Glint“ eine Art Höhepunkt des Konzertabends darstellte. In gelbem, warmem Licht erstrahlte George Clarke und präsentierte sich nochmal mit voller Energie. Wie gebannt lauschte das Publikum den gefühlvollen Gitarrenklängen zu Beginn des Songs, bevor es von einem rasend schnellen Schlagzeughagel und dem rauen, kratzigen Gesang von George Clarke aus der Trance geschrieen wurde! Mit „Dreamhouse“ ging dieser beeindruckende Konzertabend zu Ende und wirkte noch lange nach.

Julia arbeitet seit mehr als vier Jahren auf den Konzerten im Feierwerk. Angefangen hat sie als Kassen- und Garderobenkraft, inzwischen ist sie Produktionsleitung. Meistens ist sie nachts mit dem Fahrrad unterwegs, tagsüber wird geschlafen und gelesen – und schwarze Musik gehört.

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