Ein Abend mit Stoned Jesus, Elephant Tree & Mothership – oder auch: Geballte Stoner Rock Power aus drei verschiedenen Ländern!
Konzerte unterschiedlichster Genres unterliegen immer ihren eigenen Gesetzen. Aber da gibt’s so ein paar Unausgesprochene, die einfach jeder kennt: Willst du in die erste Reihe, so stellst du dich mindestens drei Stunden vor dem Konzert am Eingang an. Nach der Vorband holt man sich frisches Bier und geht nochmal aufs Klo. In Reihe 3-5 wird gepogt, gemosht und was auch immer. Stagediver (egal ob man sie mag oder nicht) fängt man aus reiner Höflichkeit UND die ersten auftretenden Künstler vor dem Headliner müssen das Publikum anheizen und sie für den Act des Abends vorbereiten.
Headbanging von der ersten bis zur letzten Reihe
Letzteres schien allerdings am Abend des 17.09.2018 im Hansa39 nicht zu gelten. Als die Londoner von Elephant Tree die Bühne betraten, war das Publikum mehr als bereit zum melodischen Stoner/Doom abzugehen. Von Anfang an wurde also heavy Headbanging betrieben – und zwar ausnahmslos von der ersten bis zur letzten Reihe! Ein bisschen wortkarg kamen die Musiker daher. Aber das störte überhaupt nicht, denn sie überzeugten vollends mit ihrem Handwerk an der Gitarren und am Schlagzeug.
Nach knapp 45 Minuten Spielzeit betraten dann die US-Amerikaner von Mothership die Bühne. Zuerst nur für einen Soundcheck, der so überzeugend war, dass es bereits die ersten Personen von draußen wieder herein trieb. Nach einem kurzen „Check Check Cheeeeeeck!“ war in den ersten Reihen vor der Bühne auch schon kein Platz mehr zu ergattern.
Mothership legten beträchtlich mehr Gesang an den Abend und hatten mitreißende Gitarrenriffs zu bieten. Die blieben einem auch lange nach ihrem Auftritt noch im Ohr. Tinnitus der positiven Art quasi. Der Song „Cosmic Rave“ ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Nach ein paar Highlights, wie der Performance mit Elephant Tree für einen Song sowie jeder Menge Spielfertigkeit der beiden Frontmänner, überließen Mothership nach einem tosenden Applaus dem Act des Abends die Bühne.
Songs fast so wie eine Matrjoschka
Das Trio aus Kiev betrat ebendiese und verkündete, die lange Zeit ihrer „Schwangerschaft“, also die 3 Jahre, in denen sie am neuen Album gebastelt hatten, seien nun vorbei. Das Baby sei bereit die Leute kennen zu lernen. Und ja tatsächlich, es fanden viele Songs vom neuen Album „Pilgrims“ ihren Weg auf die Bühne und in die Herzen der Fans.
Ein paar alte Klassiker durften im Tourprogramm natürlich ebenfalls nicht fehlen. Das Publikum war nicht mehr zu halten! Man sah wirklich niemanden, der nicht nicht tanzte und sich voll auf die Musik einließ. Die Stoner Rock Szene ist eben eine eingeschworene Gemeinschaft. In jeder Hinsicht. Aber kein Wunder, schließlich bekommt man beim nahezu schon zu perfekten Songwriting von Stoned Jesus auch einiges geboten: Ein Song klingt wie 100 ineinander. Wie bei einer Matrjoschka. Und genau das macht die Musik von diesem Trio so gut und die Band auch so erfolgreich. Wir gingen ein Stück weit glücklicher nach Hause und waren uns sicher, selten so viele Männer mit so schönen Haaren an einem Abend gesehen zu haben.
Text und Bilder: Luba Schwirtz
Vielen Dank für den schönen Gastbeitrag, liebe MunichMag-Redaktion!