Familie

“Nein!” – starke Mädchen* beim Selbstbehauptungskurs im Trafixx

Am 16.11.2022 fand der Selbstbehauptungskurs für Mädchen* von 9-13 Jahren von amanda in Kooperation mit dem im Feierwerk Trafixx statt. Den Teilnehmenden wurde mit dem Kurs unter anderem die Möglichkeit geboten, auf spielerische Weise ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Es wurden ernste und wichtige Thematiken besprochen, die junge Frauen früher oder später beschäftigen werden. Einen Einblick in den Kurs bekommt ihr jetzt.

Vorstellungsrunde und los geht’s!

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch schon los. Die Teilnehmer*innen standen der Reihe nach auf und stellten sich in die Mitte eines Stuhlkreises. Die Person, die in der Mitte stand, zählte eine Sache auf, in der sie gut ist. Wenn der Aspekt auch auf einen selbst zutrifft, sollte man auch von seinem Stuhl aufstehen. Die Kursleiterinnen Zsuzsa und Danii ermutigten die Mädchen*, wenn diese sich nicht trauten. Nach der ersten Runde folgte das Ganze noch einmal – jedoch sollten diesmal alle Teilnehmenden selbstbewusster auftreten. Zweck der Ãœbung war es, die Mädchen* an Situationen zu gewöhnen, in denen die Aufmerksamkeit fremder Menschen auf ihnen liegt.

Selbstbewusstsein und nein sagen

Zunächst sollten die Mädchen das Wort „Selbstbewusstsein“ definieren. Eine gerade und sichere Haltung, eine laute Stimme, Augenkontakt – diese Dinge wurden mit Selbstbewusstsein assoziiert. „Nein sagen – das ist wichtig!“, meinte Zsuzsa, „Könnt ihr alle nein sagen?“ Die Mädchen* reagierten ganz verwirrt auf diese Frage. Natürlich können sie nein sagen. Ob das wirklich stimmt, wurde später auf die Probe gestellt.

Warum „petzen“ nicht gleich „petzen“ ist

Zur Auflockerung spielten wir zunächst ein kleines Spiel. Darauffolgend wurde das Thema Gewalt und die verschiedenen Arten von Gewalt aufgegriffen. „Was bedeutet Gewalt für einen selbst?“ Mit dieser Frage im Hinterkopf durften die Teilnehmer*innen verschiedene Szenarien auf einer Gewaltskala einordnen. Bei Unstimmigkeiten über die Einordnung eines Szenarios auf der Skala konnte man sich melden, seinen Einwand gut begründen und es höher oder tiefer einordnen. In dieser Übung wurden die heranwachsenden Frauen für das Thema Gewalt sensibilisiert. Es gab wichtige Informationen über ernste Problematiken, wie Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder der Sexualität. Dabei ist klar geworden, warum bestimmte Aspekte gewalttätig sind, auch wenn sie dem typischen Bild der Gewalt nicht entsprechen. Insbesondere wurde versucht, das negative Stigma um das Wort „petzen“ zu entfernen. Den Kursteilnehmer*innen wurde nahe gelegt, dass, wenn etwas nicht okay für sie ist, Grenzen gesetzt werden müssen. Sich Hilfe zu holen, ist kein „petzen“.

Selbst entscheiden, wo die eigenen Grenzen sind

Schrittweise wurden die Kinder immer offener und erzählten aus ihrem Leben Situationen, in denen sie schon persönlich Gewalt erfahren oder beobachtet haben. Das Thema Gewalt wurde mit einem abschließenden Satz von Danii beendet: „Wenn man Gewalt ausübt, ist es immer wichtig, zu überlegen, wie sich das für die andere Person anfühlt. Jede*r empfindet anders. Deshalb ist es notwendig, Respekt, Empathie und Rücksicht füreinander zu haben. Ihr entscheidet, ob etwas schlimm für euch ist und andere müssen diese Grenzen respektieren.“

Nein sagen – doch gar nicht so einfach wie gedacht?!

Jetzt durften die Mädchen* zeigen, wie gut sie wirklich nein sagen können. Sie stellten sich im Kreis auf und drehten sich nacheinander zu ihrer Nachbarin und riefen selbstbewusst „Nein!“. Hier nutzten sie die Eigenschaften, die sie vorher als selbstbewusst festgelegt haben. Als Nächstes sollten sie Aussagen formulieren. Mit gerader Haltung, einem sicheren Stand, Blickkontakt und ganz lauter Stimme wurde „Nein!“ gerufen. Anschließend wurde ein großer Kreis gebildet, in dessen Mitte sich eine Freiwillige gestellt hat. Der Kreis wurde dann immer kleiner und es kamen ihr alle näher. Sobald sie sich nicht mehr wohl damit fühlte, sollte sie „Stop!“ rufen. „Fühlst du dich damit wohl, wie nah wir an dir stehen?“ „Nein, am besten wäre noch ein Schritt weiter weg.“ Diese Übung ist hilfreich, weil die Teilnehmer*innen so herausfanden, was für sie okay ist, wo ihre Grenzen liegen und für wen welche Grenzen gelten. Zudem wussten sie jetzt, wie sie deutlich ausdrücken können, dass sie etwas nicht möchten. Zsuzsa warf die Frage in den Raum: „In welchen Situationen habt ihr schon einmal „Nein“ gesagt?“. Die Hände gingen nacheinander nach oben und jede*r begann, offen von persönlichen Erlebnissen zu erzählen.

Abschluss mit Mutprobe

Abschließend testeten die starken Mädchen* bei einer Mutprobe, wie viel Mut jetzt wirklich in ihnen steckt. Sie durften ein Schlagbrett zerbrechen. Die Technik dafür lernten sie davor. Dann wurde auch schon heftig zugeschlagen, während die anderen einen dabei mächtig anfeuerten. So schaffte es jede*r, das Brett zu zerschlagen. Ich konnte besonders hier beobachten, wie die Mädchen* im Laufe des Kurses allmählich aufgeschlossener und mutiger wurden. Aus den Teilnehmer*innen wurden selbstbewusste Mädchen. Sie können nun deutlich „Nein!“ sagen und wissen, wo ihre Grenzen liegen. Zum Abschied appellierten die Leiterinnen an die Teilnehmenden, fleißig weiterhin nein sagen zu üben und die Übungen aus dem Kurs nicht zu vergessen.

Wie machen wir Mädchen* stark? Podcast und Reportage zum Thema nein sagen

Das bedeutende Thema nein sagen wird auch in der dreijahrewach Podcast Folge “Stop right now. Thank you very much. – Wie machen wir Mädchen stark?” aufgegriffen. Barbara und Eveline von dreijahrewach haben mit Danii Arendt und Zsuzsa Sándor von amanda gesprochen. Reporterin Sophie von der Kurzwelle, dem Kindermagazin von Radio Feierwerk, war zudem schon mal bei einem Selbstbehauptungskurs von amanda im Trafixx – die Reportage dazu hört ihr hier.

Herzlichen Dank an amanda für den informativen, interessanten und zugleich sehr wichtigen Kurs!

Hi! Das ist Lilly, eine Freiwillige in unserer Öffentlichkeitsabteilung. Wenn sie nicht im Feierwerk ist, probiert sie sich entweder an unbekannten Rezepten aus oder setzt sich daran neue Kunstwerke anzufangen, die sie dann nie vollendet. Jedoch geht sie am liebsten eigentlich auf lange Spaziergänge und hört währenddessen Musik.

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