Musik

Oh My God – der Amerikaner Kevin Morby holt den Himmel ins Feierwerk

Wie ein Priester versammelte Kevin Morby vergangenen Freitag seine Münchner Gemeindemitglieder in der Hansa 39 im Feierwerk. Der Gottesdienst war hier natürlich etwas anderes, jedoch könnte das Gemeinschaftsgefühl das gleiche sein. Obwohl sie Fremde waren, hatten die Menschen im Publikum etwas gemeinsam. Wie die „Beautiful Strangers“, die in einem von Morbys Liedern im Fokus stehen – ein Song, mit dem er uns später noch einen der magischen Momente dieses Konzerts schenken würde.

Ironisch, kritisch, heilig

Was ist Gott? Verschiedene Religionen stellen diese Frage seit Jahrhunderten und die Antwort ist fast immer die gleiche: Gott ist alles, was wir nicht verstehen können. Die Kirche hat mit diesem Konzept gespielt, um einen allmächtigen Gott zu erschaffen. Ein höheres Wesen, das alles weiß und dich retten oder bestrafen kann, wenn du nicht den guten Weg verfolgst.

Diese Idee spielt eine große Rolle in Kevin Morbys letzten Album „Oh My God“. Morby ist in einer religiösen Umgebung aufgewachsen, dadurch hatte er immer diesen Einfluss im Kopf. Mit seinen neuen Songs ironisiert der amerikanische Musiker über Schuld, Erlösung, das Heilige, die Hölle und vieles mehr. Im Gegensatz zu seinen anderen Schallplatten, wie „Singing Saw“ oder „Harlem River“, die die Natur behandeln und mehr bukolisch waren, ist das neue Album kritischer denn je.

Gott ist nur ein Mensch – oder drei

Kevin Morbys Ordenstracht an diesem Abend im Feierwerk war ein weicher Anzug, auf dem der Satz „Oh My God“ gestickt war. Sein Sermon, das waren außergewöhnliche Lieder. Obwohl er sich in dieser Tour solo präsentiert, hatte er Begleitung mit dabei: Den grandiosen Trompeter Hermon Mehari und den tollen Schlagzeuger Justin Sullivan, der mit ihm bereits seit Jahren spielt, und der nun als Support-Act gastierte. Bevor sie auf der Bühne erschienen, hatten wir uns noch gefragt, ob Kevin wohl alle Instrumente spielen würde, wie ein allgegenwärtiger Gott. Unsere Fantasie verschwand jedoch, als er das erste Lied auf den Keyboards spielte, untermalt mit dem fantastischen Jazz Touch von Meharis Trompete. Obwohl Morby nur ein Mensch ist, hatten wir durch seine Musik das Gefühl, im Himmel zu sein. Er brauchte nur seine Gitarre und Deko-Rosen auf der Bühne, um eine poetische Atmosphäre zu schaffen. Vielleicht ist das ja das gelobte Land… Wer weiß?

Kevin Morby ist allgegenwärtig

Außerdem ist Morby ein hervorragender Geschichtenerzähler, der das Tempo meisterhaft steuerte. Er lässt es ganz still werden, wenn der Anlass es erfordert; ermutigt sein Publikum aber auch, Lieder wie eine Parade mit ihm mit zu singen. Er hat die Macht, einen ganzen Raum von verschiedenen Menschen zusammenzubringen, die sich vielleicht niemals wiedersehen werden, aber werden für immer durch seine Musik verbunden bleiben. Amen.

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Vielen Dank für den schönen Gastbeitrag, liebe Miriam von Munich Vibe!

Text: Miriam Arcera
Fotos: Antonio Caballero

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