Kulturszene

The 1st Great Collision: Label-Release-Festival mit magischen Momenten

Es ist schon ein paar Jahre her, als mir Musiker und Subkultur-Veranstalter Klaus Götzfried auf einem Konzert seinen Kumpel Erwin Zißelsberger vorgestellt hatte. „Er ist ein Guter“, hatte Klaus mir verraten und meinte damit unter anderem, dass auch Erwin sich für eine Musik jenseits des Mainstreams engagierte. Zusammen mit Klaus hatte er zum Beispiel Festivals veranstaltet, die nahezu mit denselben Bands erst die Cordobar in Germering rockten und am nächsten Tag dann das Publikum in die Münchner Glockenbachwerkstatt lockten.

Auf diese Weise rechnete sich auch die eine oder andere Anfahrt von Bands, die nicht aus der direkten Umgebung stammten. Vor allem aber förderten solche Gemeinschaftsproduktionen Netzwerke von Musiker*innen und Veranstalter*innen, die Alternativen zum kommerziellen Pop-Geschäft ausprobierten. Tatsächlich konnte Klaus Götzfried noch sehr viele Menschen inspirieren, bevor er leider viel zu jung infolge einer Erkrankung starb.

Das Label-Gründungs-Mini-Festival

Erwin Zißelsberger, den Klaus mir einst so begeistert vorgestellt hatte, ist mittlerweile ein Arbeitskollege, der wie auch ich als Sozialpädagoge in einer der vom Feierwerk betriebenen Kinder- und Jugendfreizeitstätten tätig ist. Doch an dem Abend, von dem hier die Rede sein soll, stand Erwin als Rockmusiker vor mir auf der Bühne, griff in die Gitarre und sang als Kopf der Americana-Band The Ruby Sea. Eugen Kern-Emden, der früher selbst bei The Ruby Sea mitgewirkt hatte, bevor er sich ganz seinem mittlerweile auch erfolgreicheren Projekt The Moonband widmete, hatte The Ruby Sea nämlich ebenso wie die Münchner Formation Buco zu einem kleinen Festival namens The 1st Great Collision eingeladen, auf welchem er und The Moonband nun deren neu gegründetes eigenes Schallplattenlabel Intertune Records vorstellten.

Zumal The Moonband die bislang einzige Band ist, die garantiert auf diesem neuen Label ihre Tonträger veröffentlichen wird, hatte Eugen darauf verzichtet, jenes Festival als eine einzige Label-Show aufzuziehen. Stattdessen lud er Musiker*innen ein, für die er sich persönlich begeistert. Oder um es mit den Worten von Eugen auszudrücken: „Bands, die alle auch ins Vorprogramm von Wilco passen würden“. Dass er mit diesem Satz aber auch beschreibt, welche Bands er sich als künftige Label-Kolleg*innen vorstellen kann, ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass Buco, die mit wunderbarer Popmusik über traditionelle sizilianische Märchen und Songs den Abend gleich im doppelten Sinne märchenhaft eröffnet hatten, bereits im Gespräch sind, ebenfalls auf Intertune Records ihr Debüt-Album zu veröffentlichen. Ganz sicher ist das aber noch nicht, sagt die Band, die gerade erst damit beschäftigt ist, ihre Songs zu arrangieren und in ihrem Proberaum in der Veranstaltungslocation Fat Cat aufzunehmen.

Das neue Plattenlabel: Intertune Records

Der Gitarrist von The Ruby Sea, Michael Kröger, hat dagegen schon verabredet, sein nächstes Solo-Album als Möbel Kröger bei Intertune Records zu veröffentlichen. Als überzeugter DIY-Künstler, der bewusst die Produktion seiner Arbeiten selbst steuert, gefällt ihm die Idee des Labels, Künstler*innen nicht vertraglich zu binden.

„Wir haben halt einen Vertrieb, über den die Tonträger, die bei uns erscheinen, auch verkauft werden“, sagt Eugen, der als Mitglied der Moonband nie verstehen konnte, warum sie als Band ihre eigenen Alben von dem Label abkaufen mussten, bei dem sie erschienen. Stattdessen bleiben bei Intertune Records die Alben also bei den Bands, die sie dann auf ihren Konzerten verkaufen können. Das Label selbst nimmt ihnen nur die Menge an Alben ab, die für die Pressearbeit (falls diese nicht auch von den Bands selbst getätigt wird) und den Vertrieb in den Geschäften benötigt wird.

„So gesehen ist Intertune Records, das den Künstler*innen wenig Komfort bietet, dafür aber auch wenig abverlangt, genau das Label, das wir uns als Moonband immer gewünscht hätten“ , sagt Eugen.  Nicht, dass die Band mit ihrem bisherigen Label unzufrieden gewesen wäre. Aber dessen leidenschaftlicher Betreiber ist leider verstorben, so dass sich The Moonband nun nach einer neuen Heimat umschauen musste: „Denn auch, wenn derzeit viele Labels sterben, ganz ohne Label geht es dann doch nicht“, erklärt Eugen die Neugründung seines Labels. „Diejenigen, die Platten vertreiben, wollen sich schließlich auch nicht mit jeder Band einzeln auseinandersetzen. Die mögen das, wenn sie da eine*n Ansprechpartner*in für mehrere Bands haben“, sagt Eugen.

The 1st Great Collision-Festival

Einige der neuen Songs, die The Moonband gerade für ihr neues Album entwickelt, waren dann auch auf dem großartigen Konzert auf dem Festival in der Feierwerk Kranhalle zu hören. Songs, die einmal mehr unterstreichen, wie gut diese Band den Harmoniegesang beherrscht, und wie raffiniert ihre Instrumente hier zusammenwirken. Es ist wahrlich nicht übertrieben, die Band an diesem Konzertabend mit Fleetwood Mac zu vergleichen.

Was jenen Abend für mich persönlich allerdings zu einem ganz besonderen Ereignis gemacht hatte, geschah bereits vor dem grandiosen Auftritt von The Moonband, als nämlich Erwin Zißelsberger mit The Ruby Sea eine Musik in der Kranhalle ausgebreitet hatte, die wunderbar in jede Patchworkdecke der Green on Reds, Long Ryders und Calexicos dieser Welt gepasst hätte.

Wobei für mich das Magische an seinem Auftritt darin lag, dass mir ganz plötzlich wieder meine erste Begegnung mit Erwin einfiel. Und auf einmal war mir tatsächlich so, als ob ein Lächeln lang, das mir ob der Schönheit der Musik über die Lippen ging, Klaus Götzfried selbst neben mir stünde: „Na, habe ich es dir nicht gesagt? Er ist ein Guter“, sagte er zu mir. „Oh ja“, antwortete ich, „ein sehr Guter sogar.“ In dem Augenblick legte auch schon eine Freundin ihre Hand auf meine Schulter, derweil mir eine einsame Träne über die Wange glitt. Festivals, die in mir die Erinnerung an Klaus Götzfried wecken, sind mir übrigens die liebsten. Danke also dafür!

Dirk Wagners Lieblingsfarbe ist bunt und seine Welt ist Klang. Und genau darum zählt der passionierte Konzertgänger auch das Feierwerk zu seinen Liebelingsorten in seinem Lieblingsort München. Weil das Feierwerk aber nicht nur Konzertbühne, Ausstellung und Vortragsraum ist, sondern auch Kinder- und Jugendeinrichtungen in München betreibt, konnte der Stammgast Dirk endlich auch Mitglied der Feierwerk-Familie werden: als Medienpädagoge arbeitet er nämlich seit Juni 2021 in der vom Feierwerk betriebenen Kinder- und Jugendeinrichtung Trafixx. Wobei, Familienmitglied des Feierwerks war er ja eigentlich schon immer irgendwie…

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