Ananda hat ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur bei Radio Feierwerk gemacht. Das war wild, wahnsinnig und sie hat ganz schön viel gelernt.
4. September 2018, 11 Uhr. Ich trete in ein BĂŒro im ersten Stock der HansastraĂe 39 ein. An der TĂŒr steht âKinderredaktionâ, ich bin bei Radio Feierwerk gelandet. Im BĂŒro stehen drei Schreibtische mit je zwei Bildschirmen und einem Computer. Anstatt der drei Menschen, die man dort erwarten wĂŒrde, sitzen da aber sieben. Die reden alle wild durcheinander. Worte wie âPlutoâ, âDropâ, âReportageâ und âJingleâ fallen. Ich setze mich mit groĂen Augen dazu und versuche, so viel wie möglich zu verstehen. Um ehrlich zu sein, habe ich aber gut die HĂ€lfte der Begriffe vorher noch nie gehört.
Viele Emotionen bei diesem FSJ
Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Auf ein Freiwilliges Soziales Jahr bei Radio Feierwerk. Das bedeutet die nĂ€chsten 365 Tage fĂŒr mich: sprechen, schneiden, schreiben. Und: lachen, weinen, fluchen. Gerade geflucht habe ich wirklich unfassbar viel. Nicht wegen der Arbeit, die ist phĂ€nomenal, aber die Technik im Radio und ich â keine allzu glĂŒckliche Beziehung. Vor allem mit dem Drucker stehe ich bis heute auf KriegsfuĂ. Das ist gar nicht so praktisch, gerade wenn man einen Beitragstext ausdrucken will, um ihn mit einem Redaktionskind einzusprechen. GlĂŒcklicherweise sind diese richtige Radioprofis. Egal, was vorher passiert ist: Sobald das rote âOn Airâ Licht im Studio angeht, lesen die Kinder die Texte ohne Hemmungen vor. Und das, obwohl sie wissen, dass sie dabei aufgenommen werden. Trotzdem bedeutet Einsprechen fĂŒr denjenigen, der das Kind begleitet: Volle Konzentration! Darauf achten, wann die andere Person atmet. Ob ihr die Luft am Satzende ausgeht. DarĂŒber diskutieren, ob das Wort âGlutenâ oder âGluteenâ ausgesprochen wird. Das kann auf Dauer richtig anstrengend sein.
Trotzdem ist es eine ziemlich coole Aufgabe â eine von vielen im Radio. Hier sind die Möglichkeiten vielfĂ€ltig. Jeden Dienstag, in der Redaktionssitzung, in die ich auch an meinem ersten Tag hineingeplatzt war, werden die Themen der Woche besprochen und Reportagen-EinsĂ€tze geplant. Hier kann ich eigene Ideen anbringen, Themen vorschlagen und mitdiskutieren. Das Beste: Die anderen hören mir zu und nehmen mich Ernst. Obwohl ich noch nie in einer Redaktion gearbeitet habe. Das ist das PhĂ€nomenale an der Arbeit bei Radio Feierwerk. Jeder darf seine Meinung Ă€uĂern, wenn es um die Auswahl von Themen geht. Egal ob VolontĂ€r*in, Praktikant*in oder wie in meinem Fall FSJlerin.
Ganz schön viel dazu gelernt!
Und weil viele dieser Ideen auch wirklich umgesetzt werden, telefoniere ich wĂ€hrend meines Freiwilligendienstes mit Doris Dörrie und spreche mit ihr ĂŒber PlastikmĂŒll. Gemeinsam mit einem Redaktionskind steige ich in die MĂŒnchner Kanalisation hinab und höre mir die Geschichten eines Kanalarbeiters an, der seit 40 Jahren dort unten arbeitet. Und, mein heimliches Highlight: Ich darf Willi Weitzel, den absoluten Helden meiner Kinderheit, interviewen. Am Ende des Jahres werde ich auĂerdem nicht nur den Unterschied zwischen Drop und Jingle erklĂ€ren können, sondern bin sogar in der Lage, beides zu produzieren.
Auch menschlich lerne ich in diesem Jahr viel dazu. Beispielsweise weiĂ ich jetzt mit einem redseligen Interviewpartner umzugehen. Oder wie man einem Kind, das immer wieder ĂŒber das selbe Wort stolpert, trotz Korrektur ein gutes GefĂŒhl gibt. Und ich kann signalisieren, wenn ich ĂŒberfordert bin. Das ist eine FĂ€higkeit, die ich an meinem ersten Tag hĂ€tte brauchen können. Zu meinem GlĂŒck haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radio Feierwerk meine Ăberforderung aber aber auch so verstanden. Denn sie haben mich ein Jahr lang liebevoll durch den Wahnsinn als FSJ-lerin begleitet und waren dabei, wie aus meiner Ăberforderung langsam Sicherheit geworden ist. DafĂŒr bedanke ich mich herzlichst, Ladies!