Es war Sommer-Ferienzeit! – Raum, Zeit, Material und eine professionelle Begleitung, mehr braucht es in der Regel bei den Ferienworkshops in der Feierwerk Südpolstation nicht, um kreative Kräfte selbst freizusetzen. Und mittlerweile wissen wir alle, dass Kreativität enorm viel Stress abbaut.
Aber so einfach ist es letztendlich nun doch wieder nicht! Schließlich kennen sich die Kurs-Teilnehmer*innen erst einmal überhaupt nicht. Sie sind sich erst einmal fremd. Dadurch entwickelt sich gleich zu Beginn eine eigene, spannende Dynamik. Durch leise, kurze Sätze, und das verlegene Zupfen und Ziehen am Hemdsärmel, oder das ständige Streichen durch das volle, schöne, eigene Haar fällt es jeder/m unbedarften Besucher*in die kleine Verlegenheiten auf. Es folgt das gegenseitige, vorsichtige Beäugen mit dem eigenen Abschätzen, wann man selbst mit dem eigenen Temperament endlich wieder ganz raus kommen kann.
Was werden die anderen von mir denken?
Es ist schlicht weg nicht easy gleich und sofort »etwas Kreatives, was ganz Besonderes, Einzigartiges oder Geniales« auf die Leinwand, ganz zu schweigen auf die Werkbank, zu bringen. Schließlich will sich niemand vor versammelter Mannschaft blamieren, doof da stehen, auffallen oder gar den Gruppen-Clown spielen.
Deshalb ist der Raum erst einmal entscheidend. Im Jugendtreff PC-Pool der Feierwerk Südpolstation bemühe ich mich zu allererst für eine heimelige Atmosphäre. Damit sich meine Kursteilnehmer*innen bei uns geborgen aufgehoben und fast wie zu Hause fühlen. Verschiedene Bilder, Gegenstände, witzige Schilder oder verrückte, schräge Skulpturen im PC-Pool Raum regen bei hoffentlich manchen unserer Besucher die ersten Phantasien und Gedanken an. Inspirationen! – Unser Jugendtreff ist keine Schule! Es werden hier keine Noten vergeben. Niemand steht hier bei uns unter irgendwelchem Erfolgsdruck. Auch ich bin kein Lehrer!
Durch meine eigenen langjährigen und vielseitigen Mal- und Bastelerfahrungen gebe ich allerdings immer wieder gerne Tipps, Ideen, Anregungen, Unterstützungen, und stets die Möglichkeiten sich selbst auszuprobieren. Nur malen, was man selbst vielleicht zu Hause im stillen Kämmerlein malt, reicht mir für meine Teilnehmer*innen nicht aus!
Zusammen in einer Gruppe an einem Projekt oder gar an einem gemeinsamen Bild zu arbeiten, macht nicht nur enorm viel Laune, und letztendlich innere Zufriedenheit, sondern setzt neue, positive Energien frei. Es entwickelt sich eine hohe knisternde Atmosphäre von Konzentration und vielleicht bisher unentdecktes Selbstbewusstsein. Sich selbst frei machen von Versagensängsten, Profilierungssüchten, sich »Wichtig-machen« oder in „Szene“ setzen. Sich einfach über das selbst Erschaffene freuen. Und das ist das eigentlich das Spannende daran, ob das am Ende der zwei Tage klappt!
Tanzeinlagen und Motivations-Moves zur Auflockerung
Jetzt nehmen wir uns endlich die Zeit füreinander. Als erstes beginnen wir mit einer kleinen, gegenseitigen Vorstellungsrunde. Klar! Neugierige und spannende Fragen tauchen meistens zu Beginn von meiner Seite an unsere Gäste auf, wie etwa: »Wie bist Du dazu gekommen an diesem Kurs teilzunehmen?« Vielleicht noch die etwas provokante und schwierigere Frage: »Malst oder bastelst Du wirklich gerne?« »Warum?« »Welche Motive?« Farbig? Oder eher mit Bleistift? »Direkt auf Leinwand?« »Welche Materialien und Farben verwendet ihr sonst?«
Wenn ich merke, dass meine Teilnehmer*innen etwas müde, schüchtern, oder einfach ruhig und gehemmt herumhängen, bemühe ich mich gelegentlich die verkrampfte Situation etwas aufzulockern, mit kleinen Hip-Hop-Tanzeinlagen und lachhaften „Motivations-Moves“. Dazu brauchen wir nicht lange um die Situation zu entkrampfen und um allen zu zeigen: Niemand muss hier wirklich den »Clown spielen« oder seine schöpferische Kraft irgendjemandem unter Beweis stellen. Und wenn, dann machen wir das gemeinsam oder jede*r für sich. …
Und dann geht’s auch schon los!
Musik im Hintergrund spielt dabei eine nicht unwichtige Rolle, um selbst in die richtige Stimmung und Motivation zu kommen. Mit diversen Anschauungsmaterialien, Motiven und verschiedenen Ideen und Möglichkeiten meinerseits, wie man ein Bild beginnen und aufbauen kann, gebe ich langsam den Ansporn endlich zu beginnen. Das kann mit ersten Skizzen und/oder Kritzeleien auf dem Papier anfangen oder durch das weitere Suchen nach dem eigenen, heutigen Motiv.
Wichtig ist mir dabei nicht immer in »alte« Muster zu verfallen. Das gleiche zu malen, was man auch zu Hause sonst malt. Neue Techniken auszuprobieren! Auch den Mut zu haben, dass das Bild dann nichts ist, was einem selbst gefällt oder anspricht. Dann beginnen wir eben von vorne. Oder wir fragen die unbekannte Nebenfrau oder den fremden Nebenmann freundlich, ob die Lust und Idee da ist weiter zu machen, wo man selbst jetzt gerade aufgehört hat.
Das Material kann unseren Weg erleichtern. Muss es aber nicht. Direkt auf Leinwand und mit Acrylfarben zu malen, ist generell gesehen kein einfacher Pfad. Doch die leuchtenden, deckenden, oder auch lasierenden Farben, machen die Ergebnisse unseres Werkes letztendlich vielleicht spannender, interessanter, aber sicherlich einzigartig. Mit Acrylfarben können wir das Bild schnell manipulieren, verändern und positiv beeinflussen. Besonders, wenn wir mit Licht und Schatten spielen. Probiert es aus! Und wieder gilt: Es kann gelingen, muss es aber nicht. Und direkt auf Leinwand als Untergrund ist es eine weitere, neue Herausforderung.
Doch am Ende, wenn das eigene Bild oder der Gegenstand, die Skulptur, das Schmuckstück oder das kleine Kunstwerk nicht gefallen sollte, sollten wir nicht allzu sehr von uns selbst enttäuscht, beschämt oder frustriert sein. Sehen wir es vielmehr als zusätzliche, neue Herausforderung, als Ansporn und Motivation, das nächste eigene Werk besser zu machen.
Der nächste Mal-Kurs »Mal mal wieder!« findet in den Herbst-Schulferien am 29. und 30. Oktober von 9:30 Uhr bis 13:00 Uhr statt. Bitte mindestens eine Woche vorher anmelden! – Mal-Werkstatt: inkl. Materialkosten 35,- € / zwei Leinwände pro Tag – Der Kurs findet mindestens ab 4 Telnehmer*innen und maximum bis 10 Teilnehmer*innen statt! – Ich freue mich auf euch!