Alle Kinder haben ein Recht zu Spielen. Das steht zwar in der UN-Kinderrechtskonvention, wenn man sich aber manchen (Schul-)Alltag der Kinder ansieht, bekommt man an der Umsetzung so manchen Zweifel. Die Schulen sind ein ziemlich reglementiertes System in denen unsere Kinder aufwachsen, da ist eine Freizeiteinrichtung wie das Trafixx ein wichtiger Ort, um das Spielen zu ermöglichen. Als Kulturpädagogin im Kindertreff bin ich daher eine große Verfechterin des Homo Ludens, dem spielenden Menschen. Spielen bleibt dabei nicht bloß eine freie Freizeitbeschäftigung, sondern ist Werkzeug, seine kulturellen und sozialen Fähigkeiten als Mensch und Individuum zu entwickeln.
Was gelernt und Spaß dabei – informelles Lernen in der kulturellen Bildung
Jedes Elternteil hat schon beobachtet, wie sein*ihr Kind in Rollenspielen die Welt nachahmt. Ich höre meine eigene Tochter sagen: „Im Spiel bist du das Kind, die Puppe ist das Baby und ich bin die Mutter.“ Diese Art des sozialen Lernens im Spiel hört nicht mit der Einschulung auf. Hier reden wir vom Brettspiel, genauso wie vom Theaterspielen oder davon, ein Instrument zu spielen. Das Erforschen wie die Welt funktioniert und was mir selbst liegt und Spaß macht, ist dabei ein elementarer Bestandteil, um später ein Mitglied unserer Gesellschaft zu werden.
Viele Angebote, aber vor allem: viel Raum für freie Entfaltung im Kindertreff
Ich biete als Kulturpädagogin Angebote wie Schauspiel, Singen oder eine Nähwerkstatt an. Doch meistens gehen wir im Trafixx individuell auf die Kinder ein. Ich sehe wie ein Kind, um uns zu provozieren, auf den Lautsprecherboxen trommelt. Anstatt ein Verbot auszusprechen, greife ich es als positiven Impuls auf und frage, ob wir die Cajones herausholen wollen, um zu trommeln. Die Neugierde packt es sofort: „Ja, lass machen!“ Die Mini-Musikwerkstatt steht zwar heute gar nicht im Programm, aber das Interesse ist geweckt. Jetzt kommt das Kind regelmäßig und fragt, ob es einen Beat machen darf. So ergeben sich Angebote für Kinder, an denen ihre Persönlichkeit reift, ganz spielerisch und manchmal sogar ohne dass die Kinder überhaupt merken, dass sie gerade an einem Bildungsangebot teilnehmen.
Die eigenen kulturelle Erfahrung als Grundstein für die berufliche Entwicklung
Diese Herangehensweise an meine Arbeit geht auf meine eigene kulturelle Sozialisation zurück. Aufgewachsen in der ländlichen Festspielstadt Bad Hersfeld kam ich mit sieben Jahren in den Genuss, Tanzunterricht zu besuchen, wenig später begann ich in Chören zu singen und spielte Theater. Rückblickend habe ich an diesen Freizeitaktivitäten mindestens ebenso viel gelernt wie in der Schule; was soziale Kompetenzen anbelangt, haben sie sicherlich sogar mehr fürs Leben geschult.
Der Mehrwert, den ich aus der kulturellen Praxis ziehen konnte, war sicherlich der Auslöser, Kultur- und Medienbildung zu studieren, um diese Erfahrung auch an die nächste Generation weitergeben zu können.
Einen Mini-Gangster zu erleben, der seine Gefühle unter dem Deckmantel von Rap zum Ausdruck bringt oder ein schüchternes Mädchen mit Migrationshintergrund ausdrucksstark tanzen zu sehen, bestätigt mich, dass die Förderung kultureller Teilhabe weiter vorangebracht werden muss und ich bin glücklich, dass ich mit meiner Arbeit als Kulturpädagogin im Trafixx dazu einen Beitrag leisten kann.
Petra bietet wechselnde Bastelaktionen, Schauspiel, Singen, die kleinen Klangdichter, die Mini-Musikwerkstatt und die Nähwerkstatt im Kinderprogramm des Trafixx an und betreut den offenen Kindertreff.