Team Feierwerk

„Ab jetzt sind wir live auf Sendung“ – mein Volontariat bei Radio Feierwerk

Zwei Jahre, gut 300 Texte und unzählige Moderationen später – das Volontariat bei Radio Feierwerk ist alles, nur nicht langweilig.

Es ist 20:00 Uhr. Ich sitze in dem überfüllten Büro von Esther Diestelmann, meiner Chefin. Sie liest meinen Beitrag. Schon vor ein paar Tagen habe ich ein Interview mit Michael Buschheuer geführt. Er hat die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye gegründet. Das ist eines der privat organisierten Schiffe, das Menschen im Mittelmeer rettet. Mein erster Beitrag für das Szene Programm bei Radio Feierwerk. Das Thema habe ich mir selbst ausgesucht, vorgeschlagen und jetzt soll ich es umsetzen. Ich bin ganz schön nervös, während Esther meine Töne anhört, den Beitragstext korrigiert und verändert. Die Zeit drängt. Ich muss meinen Text noch einsprechen und anschließend produzieren. Um 21 Uhr beginnt die Sendung.

Das war noch während meines Praktikums. Aber spätestens da wurde mir klar, dass ich ein Volontariat – also eine redaktionelle Ausbildung – machen möchte. Ich wollte lernen, wie man Beiträge macht, Geschichten erzählt und sich auch mal an ein komplexes Thema herantastet – wie die gesellschaftliche Debatte um Seenotrettungen.

Radio machen bedeutet schreiben

Bei Radio Feierwerk lernt jeder erstmal die Basics, ob im Volontariat, Praktikum oder FSJ. Am Anfang stehen die Beitragsformen: Interview, gebauter Beitrag, Moderation mit O-Tönen und Reportage – welche Erzählform eignet sich für meine Geschichte? Die Frage muss als Erstes geklärt werden. Am Schluss landet das Ergebnis dann in der Sendung: Kurzwelle. Ich habe schnell gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, sich für Studiogäste 28 kreative Fragen einfallen zu lassen. Mir war auch gar nicht klar, dass Radio machen Schreiben bedeutet. Nach und nach kamen immer mehr Beitragsformen dazu. Und beim Radio darf eines nie vergessen werden: Wir schreiben keine Zeitungstexte, wir schreiben fürs hören. Das heißt: kurze und einfache Sätze. Vergleiche und Bilder sind immer gut. Beim Hörer muss Kino im Kopf entstehen. Neu war mir auch, dass kein Thema zu kompliziert für Kinder ist. Es muss nur richtig erklärt werden. Aber das ist gar nicht so einfach.

Nach ein paar Monaten war es dann soweit: meine erste Reportage. Die Königsdisziplin. Und damit der Endgegner. Ich habe diese Art von Beiträgen anfangs überhaupt nicht gemocht. Es geht nämlich darum, mit einem Redaktionskind auf einen Außentermin zu gehen. Zum Beispiel in eine Kletterhalle oder zum Reiten und dann soll das alles möglichst authentisch für den Hörer rüber gebracht werden. Das Ziel: der Hörer soll das Gefühl haben, mit vor Ort zu sein. Und dafür müssen sämtliche Gefühle, Stimmungen und Geräusche einfangen werden. Der Hörer soll den Eindruck haben, dabei zu sein. Warum ich Reportagen so schwer finde? Sie sind unberechenbar. Die Vorbereitung ist immer gleich: Recherchieren, Anfang und Schluss planen, überlegen, welche Töne ich aufnehmen muss – aber am Ende läuft immer alles anders. Und genau da liegt die Herausforderung. Spontanität ist der Schlüssel. Jetzt, knapp zwei Jahre später, würde ich von mir sagen, dass ich eine Reportage spannend gestalten kann.

Nervosität am Radio-Mikrofon

Aber der Lernprozess endet nicht bei den Beiträgen. Bald habe ich auch die Praktikanten betreut und eingearbeitet. Nach und nach kamen Beiträge und Sendungen für das Szeneprogramm dazu. Ich war wahnsinnig nervös, als ich das erste Mal am Mikrofon stand. Und das, obwohl es nicht einmal live war.

Während meines Volontariats bin ich an alle Aufgaben herangeführt worden. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu arbeiten und kreativ umzudenken. Interviews machen mir bis heute am meisten Spaß. Zu meinen Highlights gehört definitiv das Interview mit der Feministin Anne Wizorek und Nazih Musharbash von der Deutsch-Palästinensischen-Gesellschaft.

Zurück zur Sendung. Inzwischen ist es 21 Uhr. Der Opener für unsere Sendung Babel FM wird abgeschossen. Ab jetzt sind wir live. Und dann liest der Moderator meine Anmoderation über die Arbeit der Sea Eye. Der erste Ton: Geflüchtete, die von dem Schiff auf hoher See gerettet werden. Mein Beitrag ist erst vor 15 Minuten fertig geworden. Mein Herz pocht, mein Adrenalinlevel ist hoch. Und ich bin ein aufgeregt, stolz und auch ein bisschen erschöpft.

Sonja Schmid – Volontärin bei Radio Feierwerk

Das Kinder-und Szeneradio in München. Bei uns machen Kinder gemeinsam mit Profis Radioprogramm. Sie gehen auf Reportagen, moderieren, veranstalten und fragen nach. Die Macher des Szeneradios sind Teil der Münchner Subkultur und liefern alles von DJ-Sets und live-Sendungen bis hin zu Podcasts und Musikmixen.

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