Kulturszene

Coole Panels und jede Menge Musik – die Fachstelle Pop auf dem Reeperbahn Festival 2019

Mittwoch, 18.09.2019, 10 Uhr. Mein Zug startet in Richtung Hamburg. Die Perle des Nordens bittet wieder zum Reeperbahn Festival und wir von der Feierwerk Fachstelle Pop sind natürlich auch mit von der Partie. Für mich persönlich ist es das erste Mal, auf einer solch großen Konferenzveranstaltung dabei zu sein!

Seit 2006 hat sich das Reeperbahn Festival zu einer der wichtigsten Konferenz- und Netzwerkveranstaltungen in der Musikbranche entwickelt. Auf über 900 Einzelveranstaltungen, davon immerhin knapp 600 Konzerten, kann man sich über allerlei interessante Themen informieren, spannenden Panels lauschen, Leute aus der Branche kennenlernen, sich austauschen oder einfach von neuer Musik begeistern lassen.

Die Zugfahrt hinter mich gebracht, eingecheckt und angemeldet, starte ich am „Kiosk“ meinen ersten Reeperbahn Festival Tag (bzw. mittlerweile Abend). Meine Fachstelle Pop-Kollegin Vroni, die schon vor Ort ist, erfährt währenddessen in der Spotify Masterclass, wie man als Künstler*in seine Musik selbst pitchen und das meiste aus der eigenen Spotify-Präsenz heraus holen kann. Nach einem kurzen Abstecher zur „YouTube Reception“ lande ich zwischen alten Freund*innen und neuen Kontakten beim „Bookertrinken“ – eine der vielen inoffiziellen Veranstaltungen, die neben dem regulären Programm laufen. Eben erst angekommen und schon ahnt man, dass man sich hier gut treiben lassen kann und einen an jeder Ecke Spannendes erwartet.

Die Fachstelle Pop auf dem Reeperbahn Festival – I connect you!

Tag 2 beginnt dann – auch für mich – endlich mit inhaltlichem Programm und dem Empfang der GEMA zum offiziellen Launch des Music Women Germany Netzwerkes im Arcotel Onyx. Entstanden aus der Vereinigung der musicHHwomen wird dort die neue erste deutsche Datenbank für Musikfrauen* vorgestellt. Hier kann man sich online registrieren, um eine bessere Vernetzung, Sichtbarkeit sowie Förderung der vielen (!) Frauen im Business voranzutreiben. Wir als Feierwerk Fachstelle Pop sind bereits Teil des bayerischen Äquivalents musicBYwomen und freuen uns deshalb umso mehr, bei diesem wichtigen Ereignis dabei sein zu können.

Anschließend besuchen Vroni und ich die Initiative Musik im LiveKomm Haus, um uns über den Ablauf der Antragstellung für verschiedenste Popförderungen zu informieren. Besonders spannend ist die Neuerung, dass nicht nur Bands bzw. Musiker*innen nun Zuschüsse für Kurztourförderungen beantragen können, sondern auch Professionals.  Als Nächstes wollen wir dann noch ins East Hotel, um bei dem Panel zum Thema „A&R Today: Between Live & Recording“ dabei zu sein. Die internationalen Speaker*innen diskutieren hier u.a. über so genannte „Hype Acts“ und das Pro / Contra, solche Künstler*innen zu signen. Zudem geht es darum, wie wichtig eigentlich noch große Labels und A&R-Arbeit in der heutigen Zeit von DIY sind. Super interessant ist auch die Nutzung von Spotify und anderen Analytic Tools, die gezielt bei der Planung von Konzerten bzw. Touren zu Rate gezogen werden. Wie viele Fans gibt es in welcher Stadt und in welchem Land sind die Zuhörer am stärksten vertreten?

Voller Input geht‘s dann zu einer Netzwerk-Veranstaltung, der „Berlin Reception“ im Bidges&Sons, das quasi aus allen Nähten platzt: Neben verschiedensten Playern der Musikszene sind natürlich auch die Veranstalter*innen der Berlin Music Commission, des Music Board Berlin und von Budde Music da. Neben spannenden Gesprächen gönnen wir uns eine kleinen Schokokuchen-Pause. Lange können wir nicht bleiben, denn gegenüber im Sommersalon startet der VPBy e.V. mit dem Bavarian Networking Brunch. Bei einem Welcome-Drink sitzen wir mit David Süß vom Harry Klein zusammen, um über unser Cheers Special zur elektronischen Musikszene beim Sound of Munich Now – Electronica im November zu sprechen, tauschen uns mit Musiker*innen und Journalist*innen über Auftrittsmöglichkeiten in München aus und berichten Vertreter*innen von Booking-Agenturen von unserem Bandfundus. Gekrönt wird das Ganze dann von der anschließenden Bavarian Export Session mit Matija, Minipax, Das Ding ausm Sumpf und Ami Warning. Endlich Live-Musik!

Auf die Inhalte kommt es an!

Der Freitag startet um 12 Uhr mit der „PopReception – Fish you were here!“, organisiert von unserem Hamburger Äquivalent RockCity. Fischbrötchen und Popförderung sind eine gute Kombination. Beim Panel „Next Gen Music“ geht‘s um Digitalisierung, Tech und Popkultur als Innovationstreiberin der Gesellschaft. Während Vroni noch etwas zum Netzwerken bleibt, ist es bei mir schon wieder Zeit für das nächste Panel, diesmal zum Thema „Evolution Konzertgeschäft“. Auf der Bühne herrscht lockere Stimmung, als sich die Vertreter*innen von Wizard Promotions, Four Artists usw. über die Herausforderungen der Konzertbranche austauschen. Darüber hinaus beratschlagen sie über neue Ticketing-Optionen und geben einen recht positiven Ausblick für die Zukunft. Tatsächlich lernen wir, dass die Ausgaben für Musik ansteigen und nicht zurückgehen, wie oft vermutet.

Beschwingt geht es daher weiter zum Panel über „Integrierte Stadtentwicklung”, wo ich auch Vroni wieder treffe. Hier berichtet u.a. Florian von der AG Urban, wie in Berlin mittels Clubkataster versucht wird, Bauabsichten der Stadt und Livemusik-Stätten in eine große Karte zu integrieren, um Bürger*innen-Beteiligung zu begünstigen und auch Gastronom*innen frühzeitig in den Stadtplanungsprozess einzubinden. Heute jagt ein interessanter Diskurs den anderen, und so geht’s beim nächsten Termin um „Teilhabe-Strategien für Smart Music Cities“. In dieser Runde stellen u.a. Vertreter*innen aus Hannover, Berlin und Mannheim ihre Konzepte vor und initiieren so einen munteren Austausch über die verschiedenen Wege einzelner Städte, Akteure* der Musikindustrie zu vernetzen. Danach sind wir mit einer Kollegin aus Frankfurt verabredet, denn wir wollen kurz zu „Meet the Mannheimers“ der Popakademie Baden-Württemberg im Indra, bevor es dann zu einem weiteren Spontankonzert von Deichkind am Millerntor Stadium geht. In der Großen Freiheit lassen wir uns anschließend vom Bremer Doom-Duo Mantar beschallen und feiern mit der bayerischen Elektropunk-Band Frittenbude den Abschluss des Abends!

Die Musik macht’s auf dem Reeperbahn Festival!

Der Samstag startet gediegen, denn viele der Konferenzbesucher*innen reisen heute schon ab. Während Vroni ein Songwriting Panel besucht, wärme ich mich etwas auf dem Spielbudenplatz am „Reeperbus“ auf und lausche der Band Provinz. Danach ist mein erster offizieller Programmpunkt eine Listening-Session namens „Steps Ahead!“, bei der Künstler*innen vorab ihre Musik einreichen konnten und direkt vor Ort Feedback von Branchenleuten erhalten. Danach ist es aber wieder Zeit für etwas Bildung und so gehe ich zum Vortrag „Die Musikindustrie: Markt, Daten, Labelarbeit“. Super interessant, mein Soziologinnen-Herz freut sich über Statistiken und Datenauswertungen. Von allgemeinen Infos wie der Entstehung der Charts (der Umsatz entscheidet über Platzierung, nicht die verkaufte Stückzahl) bis  hin zu aktuellen Umsatzzahlen im letzten Halbjahr 2019. So nahm der digitale Sektor 66% des Gesamtumsatzes ein, die CD brachte es immerhin noch auf 28,2%. Allgemein verzeichnet der deutsche Musikmarkt das höchste Wachstum seit 1993 und das, obwohl man überall hört, keine*r investiere mehr Geld in Musik. Überraschend ist auch, dass bei der Betrachtung der Hörgewohnheiten (Anteile an der Gesamtzeit des Musikhörens) immer noch das Radio mit 43,3% ganz vorne liegt.

Nach so viel Input ist es dann wieder Zeit für das Thema schlechthin: Die Musik. The Intersphere aus Mannheim spielen im rappelvollen Knust. Ihr Prog-Rock zieht Zuschauer und Konferenzteilnehmer*innen des Reeperbahn Festivals gleichermaßen in seinen Bann. Ich lasse mich überreden und schaue mir dann an, was die Jugend so hört: der Newcomer Apache 207 aus Ludwigshafen tritt im Gruenspan auf. Schweißtreibend ist es und laut, denn die sehr vielen Zuhörer*innen schreien begeistert seinen Namen und singen alle Songs mit! Wir springen noch kurz rüber in die Große Freiheit und hören uns die britischen Indie-Größen The Subways an. Mit “Rock ‘n’ Roll Queen” im Ohr landen wir schließlich in der Thai Karaoke Bar. Ein echter Geheimtipp, wenn man während des Reeperbahn Festivals Acts wie Max Giesinger mal Karaoke singen hören möchte. Und damit endet mein Erlebnis Reeperbahn Festival. Vier lange, ereignisreiche, informative, spannende und sehr schöne Tage liegen hinter mir, und so trete ich Sonntagvormittag kaputt, aber glücklich die Heimreise an!

 

Feierwerk_Fachstelle_Pop_Reeperbahn_Festival_2019_Hamburger Hafen

Wie es beim Reeperbahn Festival 2018 war, erzählt Euch Katharina Renner aus unserer Veranstaltungsteam.

Alessa Patzer engagiert sich seit über 10 Jahren in der Münchner Musikszene - ob als Bookerin/Veranstalterin im 8Below Club oder bei studentischen Open-Air Festivals. Außerdem betreut und berät sie Bands verschiedener Musikgenres im Rahmen des Vereins Artistpool e.V. Seit Juni 2019 verstärkt sie im Feierwerk das Team der Fachstelle Pop und seit September 2019 die Produktionsleitung.

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