Selber machen

Tanzende Drachen – ein Kinderkunstprojekt in der Feierwerk Funkstation

Im Rahmen eines Kinderkunstprojekts entstanden in den Herbstferien in der Feierwerk Funkstation wunderschöne „Tanzende Drachen“. Kinder ab 6 Jahren bauten und gestalteten die Fabelwesen fünf Tage lang. Sie haben Bewegungen, Bewegungsabläufe und Geräusche erfunden und Malerei, Skulptur, Tanz und Musik verbunden.  Karin Fröhlich, bildende Künstlerin, und Luise Lochmann, Tänzerin und Choreographin, haben das Projekt konzipiert und durchgeführt. Hier schildern sie, wie die tanzenden Drachen Gestalt angenommen haben und schließlich von den Kindern zum Leben erweckt wurden.

Tag 1: Märchen, Malen und Tanzen

Aufgeregt stürmen die Kinder die Treppe hinauf zur Werkstatt. Die Tische sind mit weißem Papier bezogen, Stifte, Papier und Knete liegen bereit. Karin, die Malerin, liest das Märchen von der Drachenprinzessin vor. Die ersten Bilder werden gemalt. Grüne Drachen mit spitzen Zähnen, lange Drachen, die sich wie Schlangen über den Boden ringeln und Flugdrachen, die hoch oben auf Säulen sitzen. Die Kinder erzählen ihre Drachengeschichten und es entstehen aus bunter Knete Drachen, Drachennester, Drachenhöhlen, Dracheneier. Eine ganze Landschaft breitet sich aus.

Am Nachmittag sind wir im großen Raum im Erdgeschoss und barfuß werden erste Tanzschritte versucht. Was ist Tanzen? Springen, Drehen, Rennen, über den Boden rollen und kriechen, ein Freeze. Moment: Ein Freeze, was ist das? Wenn du beim Stopp-Tanz mitten in der Bewegung stehen bleibst und wie ein Eisblock einfrierst. Aus all diesen Elementen bauen die Kinder ihre ersten eigenen Drachen-Choreographien.

Tag 2: Die Drachen nehmen Gestalt an

Aus Draht werden die Köpfe geformt. Mit kleinen Zangen werden Drahtgeflechte abgezwickt und zurecht gebogen. Zeitungspapier wird in kleine Schnipsel gerissen und der Kleister angerührt. Zwei große Drachenköpfe und so viele Kinder, das ist aufregend. Bis morgen muss alles trocken sein.

Aber die Kinder haben noch genug zu tun: Die neuen Choreographien müssen geprobt und aufgeschrieben werden. Tanzen zu zweit, tanzen zu viert und versteckt im Drachen tanzen. So viele neue Schritte und Bewegungen, doch die Kinder sind fit und können sich alles super merken.

Tag 3: Alles ganz geheim!

Ab heute darf niemand mehr in die Werkstatt schauen. Schilder werden gezeichnet und an die Türe geklebt: Bitte draußen bleiben! Ganz geheim! Stop!

Am Vormittag wird getanzt und die einzelnen Gruppen-Choreographien werden aneinander gehängt. Es wird einen Wasserdrachen und einen Feuerdrachen geben: Unter zwei langen Stoffbahnen verschwinden einmal sechs Kinder und einmal sieben Kinder. Jetzt müssen sich die Drachen bewegen. Nur vorne der Kopf, einmal Emil und einmal Leon, können den Weg sehen und führen die anderen Drachenkinder, die im Bauch versteckt sind.

Am Nachmittag soll die Drachenhaut mit Acrylfarben bemalt werden. Zweimal 9 Meter Stoff. Uff!!! Die Entwürfe der Kinder für die Drachenhaut hängen an der Türe der Werkstatt. Der Wasserdrache bekommt ein blaues, weiches Muster und der Feuerdrache bekommt rote Zacken.

4. Tag: Jetzt wird’s bunt!

Die beiden Drachenköpfe werden bemalt. Der Feuerdrache mit roter Farbe und der Wasserdrache mit blauer Farbe. Bis sie getrocknet sind, tanzen wir. Das Tanzstück ist nun fertig, alle Choreographie-Elemente sind aneinander gehängt, wir müssen nun noch üben, üben, üben.

Die Drachenhaut muss auch noch auf den Stoff. Jetzt werden die Wellenmuster und die spitzen Zacken mit Ölkreiden gezeichnet. 9 Meter sind richtig lang. Und es gibt auch noch eine Überraschung: Immer drei Kinder dürfen in geheimer Mission mit Luise mitkommen. Man erfährt erst im Schlagzeugraum von der Überraschung und keiner erzählt es den anderen weiter: Luise hat die Beatbox, das Minischlagzeug, mitgebracht und alle dürfen nacheinander die vielfältigen Geräusche ausprobieren. Die Freude und Begeisterung sind groß! Wer darf nachher die Geräusche im Drachen machen?

 5. Tag: Klappernde Schuppen und raschelnde Mähnen

Die Drachenköpfe bekommen noch Augen, Ohren und spitze Zähne. Wolle wird gewickelt, abgeschnitten und angeknotet für eine bunte Mähne. Wenn die Drachen sich mit tanzenden Köpfen begrüßen, soll es richtig wild aussehen. Jetzt können sich der Wasserdrache und der Feuerdrache in die Augen sehen und Ella, Amelie, Marie und Julia, versteckt im Bauch, machen Drachen-Geräusche.

Das Herz klopft, die Drachenschuppen klappern und die Mähne raschelt. Plakate werden gezeichnet und an die Eingangstüre geklebt. Die Generalprobe mit farbigem Licht, Musik aus großen Lautsprechern und Stühlen für das Publikum beginnt. Die Aufregung steigt.

Die tanzenden Drachen betreten die Bühne

Das Publikum wartet schon gespannt und ist ganz leise. Drachen haben sehr empfindliche Ohren und sie kommen nur, wenn es mucksmäuschenstill ist. Vorsichtig schlängeln sich der blaue Wasserdrache und der rote Feuerdrache durch die Reihen des Publikums, bis sie sich plötzlich gegenüberstehen. Aus ihrem Inneren kann man das Herzklopfen hören und auf der Drachenhaut sieht man das Zittern der Schuppen.

Vorsichtig sehen sich die Drachen an. Sie heben die Köpfe und schauen ins Publikum. Jetzt sind sie sicher. Es gibt keine Gefahr. Sie begrüßen sich und tanzen voll Freude miteinander. Dann sinkt die Drachenhaut ganz langsam auf den Boden und neugierig schlüpfen die Drachenkinder hervor. Sie schauen sich um, gehen auf ihre Plätze und das Tanzstück startet. Die Sternendrachen, die Fußballdrachen und die Eisdrachen tanzen nacheinander. Manchmal wild, manchmal ganz leise. Sie fliegen durch den Raum, rennen über die Bühne, rollen und hüpfen. Und schlussendlich schlüpfen sie wieder unter die Drachenhaut. Mit lauter Musik, wildem Schütteln und gut gelaunt tanzen die beiden Drachen und das Publikum ist begeistert.

Wir danken allen Kindern und allen Kolleg*innen in der Feierwerk Funkstation für die großzügige und engagierte Begleitung und Unterstützung. Ein weiterer großer Dank geht an den BA 12 Schwabing | Freimann für die finanzielle Unterstützung, die das Kinderkunstprojekt möglich gemacht hat.

Text: Karin Fröhlich (bildende Künstlerin) und Luise Lochmann (Dance Artist / Tanzkünstlerin)

Karin ist bildende Künstlerin und entwickelt in ihrer experimentellen Malschule 'das kleine atelier' Projekte, die Kindern die Türe zur Welt der Kunst öffnen. Privat ist sie eine Leseratte und ihre beiden Katzen Jerome und Paula liegen dann gerne schnurrend neben ihr auf dem Sofa.

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