Selber machen

Farbexplosionen und wilde Experimente – hier forschen die Kinder!

Wie sieht Luft aus? Wie kocht ein Ei, ohne es im Topf zu erhitzen? Und wie kommt ein Astronaut eigentlich in den Weltraum? Diesen und vielen weiteren Fragen widmen sich einmal im Monat Kinder zwischen 4 und 10 Jahren bei „Forschen für Kinder“ – einer spannenden Forscherwerkstatt unter der Leitung von Dr. Andrea Seidel im Feierwerk Dschungelpalast. Anfang Oktober durfte ich mit auf Forscherreise gehen und ein verrücktes, zauberhaftes Farbspektakel erleben.

Als ich das Dschungel-Café alias Forscherlabor an diesem Freitag Nachmittag betrete, herrscht schon reges Getümmel. „Hey, hallo!“ ruft mir Andrea zu, als sie mich erblickt, während sie ihre kleinen Forscher*innen begrüßt und mit den Eltern smalltalked. Alle sind neugierig, was sie an diesem Tag wohl erwarten wird. Die Eltern verabschieden sich, die Kinder nehmen Platz. Gleich geht’s los.

„Ich war schon von Kindesbeinen an neugierig und wollte verstehen, wie Dinge funktionieren, daher habe ich dann auch Biologie studiert“, erzählt mir Andrea im Vorfeld meines Besuchs. „Mit der Geburt meines Sohnes ist in mir dann der Wunsch gewachsen, mich wieder mehr mit Themen zu befassen, denen wir direkt in unserem Leben begegnen, und die früher oder später als Fragen meines Kindes kommen würden.“ So hat sie also begonnen, mit den Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen und Forscherkurse anzubieten, u.a. im Feierwerk Dschungelpalast. Pro Kurstag gibt es hier zwei Einheiten: für Kinder von 4 bis 6 Jahren, und direkt im Anschluss für Kinder von 7 bis 10 Jahren.

Forscherbrille, Handschuhe und los geht das Forschen!

Bei der heutigen Forscherreise geht es darum, weißes Pulver in bunte Farben zu verzaubern. Hierfür erhält jedes Kind eine Monster-, Hexen- oder Geistervorlage, die es erst mit Kleber beträufelt und dann mit Pulver bestäubt. Das Ganze läuft in drei Runden und mit drei verschiedenen Pulvern ab, dann wird getrocknet. Während dem Trocknen gilt es, heraus zu finden, um welches Pulver es sich jeweils handelt, und es wird wild spekuliert: „Ich weiß es, es ist Mehl!“ Andrea reicht die Pulver herum – bei einem dürfen die Kinder mit dem kleinen Finger probieren, bei einem anderen heißt es Forscherbrille aufsetzen, Handschuhe anziehen und vorsichtig sein. „Daran merkt man das Alter, die älteren Kinder riechen am Pulver“, erzählt mir Andrea, als ich sie nach Unterschieden in Bezug auf die beiden Altersgruppen ihres Kurses anspreche. „Ihr Lieben, Ihr kennt ja das Forscherriechen: Nie die Nase ganz reinstecken, sondern den Duft in die Nase wedeln!“, sagt Andrea. Nach und nach lüftet die gebürtige Krefelderin und selbst zweifache Mama das Geheimnis: Stärke, Natron und Zitronensäure, das sind die Pulver.

Bei Forschen für Kinder lernt man fürs Leben

„Stärke ist wie zusammen gepackter Zucker. Wie, wenn ihr einen Rucksack packt und ganz viele Zuckerteilchen fest reindrückt, damit viel mehr hineinpasst“, erklärt Andrea ihren Forscher*innen, die sie mit großen Augen anstarren. „Und Natron ist ein wichtiger Bestandteil des Backpulvers“, erzählt sie weiter. „Wenn wir das im Kuchen vergessen, kommt ein dicker Stein aus dem Ofen, da können wir gar nicht mehr reinbeißen. Da beißen wir uns eine Zahnlücke.“ Die Kinder müssen lachen, und ich habe wieder was gelernt.

Andreas Kunst liegt darin, komplexe Sachverhalte so zu kombinieren, dass sie eine möglichst umfassende Beleuchtung eines Themas erlauben, aber immer kindgerecht aufgearbeitet sind und in einer relativ kurzen Zeitspanne mit passenden Experimenten untersucht werden können. Den Kindern begegnen bei “Forschen für Kinder” immer wieder Experimente rund um Licht und Farben, um die vier Elemente, um ein Zusammenspiel von physikalischen oder chemischen Phänomenen. Und das Ganze dann in Kombination mit Dinosauriern, Piraten, Fahrzeugbau, oder was auch immer die Kinder bewegt.

Das Pulvergeheimnis ist also gelüftet – nun kommt die Farbe ins Spiel. Hierfür lädt Andrea mich und die Forscher*innen zu einer kleinen Verkostung ein. Wir dürfen „Butterfly Pea Tea“ probieren – einen blau gefärbten Tee, der aus der Blüte einer Schmetterlingserbse erzeugt wird. Anschließend gilt es, den Tee mit einer Pipette in drei Reagenzgläser zu spritzen, um ihn dann mit den drei Pulvern zu kombinieren. „Ein guter Forscher hält die Pipette immer mit der Öffnung nach unten“ sagt Andrea. „Die Spitze der Pipette muss immer in der Luft bleiben und sollte nicht in die Sammelflüssigkeit eingetaucht werden, weil wir nicht wissen, ob noch was anderes drinnen ist. So verhindern wir, dass unsere Ausgangsflüssigkeit sauber bleibt. Und Forscher fassen immer nur am dichten Knubbel an, und zwar so, als wollten sie ihre Nase zwicken.“ Erneutes Gelächter, die Kinder machen alle begeistert mit: Tee in die Gläser, Pulver dazu und zack: Wir sehen drei verschiedene Farben. „Verantwortlich dafür ist Anthocyan, ein Pflanzenfarbstoff, der Auberginen lila, Blaubeeren blau und Himbeeren rot macht“, erklärt uns Andrea. Dann erhalten die Kinder ihre inzwischen getrockneten Kleber-Pulver-Vorlagen zurück, die sie nun mit dem Tee bepinseln und in farbige Kunstwerke verzaubern können.

Forscherexperimente – auch für zuhause

Zum Abschluss gibt es noch ein kleines Milch-Experiment, das man in leicht abgewandelter Form mit Wassermalfarbe, Milch und Seife zuhause nachmachen kann. „Wer weiß, was in Milch alles drin ist?“ fragt Andrea in die Runde? „Butter! Ei! Milch!“ ruft die Forschermeute enthusiastisch, ich muss grinsen. „Richtig, Fette, und Fett und Wasser mögen sich nicht“, zeigt Andrea auf, während sie den blauen Tee auf die Milch tropft. „Und warum ist es jetzt nur oben blau?“ möchte Andrea wissen. „Weil es so ist, wie Du es gerade erklärt hast!“, ruft eine Forscherin in den Raum. Jetzt sind es Andrea und ich, die lachen müssen. „Ich nehme übrigens immer laktosefreie Milch, weil da kleine Helfer drin sind, die wie Scheren den Milchzucker klein schneiden können, und man dann nicht soviel Bauchweh bekommt, wenn es schon aufgeschnitten ist“, gibt Andrea den Kindern mit auf den Weg. Ich bin nicht das erste Mal in dieser Forscherwerkstatt beeindruckt, wie leicht verständlich die 41jährige Kursleiterin und ihren neugierigen Sprösslingen die Welt erklärt. Mittels Spülmittel erzeugt die Milch-Wasser-Mischung nun kleine Farbexplosionen, die Andrea anhand eines kleinen Moves für die Kinder bildhaft darstellt. Entertainerin ist die promovierte Biologin, und Schauspielerin zugleich.

Kinder sind die besten Forscher und Entdecker!

Schon ist die Kursstunde wieder zu Ende. Andrea hilft den Kids, ihre Kunstwerke einzupacken, verteilt Aufkleber fürs Forscher-Logbuch und berichtet den abholenden Eltern, was ihr Nachwuchs heute alles gelernt hat. „Kinder sind die besten Forscher und Entdecker, die man sich vorstellen kann. Sie haben ihre ganz eigenen Ideen und einen unvoreingenommenen Blick auf Fragen, die Natur und ihre Beobachtungen. Dadurch ergeben sich immer wieder besondere und individuelle AHA-Erlebnisse, die mich immer wieder aufs Neue begeistern. Und von denen ich immer wieder aufs Neue lernen und verstehen darf“, gibt mir Andrea mit auf den Weg. Ich bin verzückt, und komme in jedem Fall wieder.

Julia Irländer war lange Zeit Mitarbeiterin in der Feierwerk Öffentlichkeitsarbeit und hat im Sommer 2023 in die pädagogische Praxis ins Mobile Vorlaufprojekt nach Freiham gewechselt. Sie studiert berufsbegleitend Soziale Arbeit, ist Mama von drei Kindern und zwei Katzen, fährt am liebsten mit dem Radl und hat dabei Punkrock auf den Ohren.

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