Kopf aus, Spiel an: Das war das Motto beim Improtheater-Workshop in der Feierwerk Funkstation Ende November. Coronabedingt lief der Kurs natürlich ein wenig anders ab als üblich, was dem Spaß aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil: Gerade in angespannten Zeiten zeigt sich, wie wohltuend improvisiertes Spielen ist und vor allem, wie gut das Lachen tut.
An zwei Tagen fand der Improtheater-Workshop unter der Leitung von Sabine Eberling statt. Sie ist Theaterpädagogin und selbst leidenschaftliche Improtheater-Spielerin. Als ich in der Feierwerk Funkstation ankomme, sind die Stühle schon coronakonform mit großem Abstand im Kreis aufgestellt. Ich suche mir einen Platz, um mir das Ganze anzuschauen, Eindrücke festzuhalten und im Hintergrund zu bleiben. Denkste! Das geht beim Improtheater nicht – und möchte ich auch gar nicht mehr. Sobald es losgeht, bin ich mit dabei.
Wie funktioniert Improtheater?
Wir – das sind acht Frauen mit Sabine – beginnen mit Aufwärmübungen, um uns zu lockern und ins Miteinander-Spielen hineinzukommen. Wir nehmen Emotionen und Bewegungen der anderen auf, wandeln sie ab, geben sie weiter. Dabei lernen wir gleich das Wichtigste überhaupt: Beim Improtheater kann man nichts falsch machen.
Dann geht das richtige Spielen los: Mal zu zweit, mal zu viert, mal spielt ein Teil der Gruppe und der andere führt Regie, mal sind alle gemeinsam aktiv – wegen Corona immer mit dem nötigen Abstand, für den Sabine zwei Meter lange Bambus-Stäbe auslegt.
Die ganze Bandbreite der Gefühle
Beim Improtheater-Spielen geht nichts ohne Emotionen. Und so sind wir verliebt und leidenschaftlich – was schon mal problematisch werden kann, wenn das Objekt der Begierde ein Pfarrer oder der Verlobte der besten Freundin ist. Wir sind traurig, müde, hungrig und sehr oft wütend – mal spontan auf Zuruf, mal gehen wir fließend von einem Gefühl ins andere über. Sabine ermutigt uns, die Emotionen richtig zu spüren, sie sagt „es ist schon alles in uns und im Theater können wir es rausholen“. Wenn sie dann selbst überaus verführerisch Brezen verkauft, knistert es gewaltig – trotz Maske und Abstand – und wir können uns vor Lachen kaum halten.
Die Kunst des Unvorbereitetseins
Dabei reagieren wir immer auf Impulse. Passend dazu trägt der Kurs den Untertitel „Die Kunst des Unvorbereitetseins“. Denn es geht immer darum, die Worte, Geräusche, Bewegungen, oder die Mimik der anderen Spieler*innen in dem Moment aufzunehmen, etwas daraus zu machen und neue Impulse zu setzen. Dieses spontane Reagieren „fördert Kreativität, Kommunikationsstärke, Lockerheit und Selbstbewusstsein“, weiß Sabine aus ihrer langjährigen Erfahrung als Leiterin für Impro-Kurse. Bei allem, was wir gemacht haben, hatten wir aber vor allem eines: Sehr viel Spaß! Teilnehmerin Ulrike, hat „so viel gelacht“, für sie war der Workshop „wie eine Tankstelle für Herz und Hirn“. Teilnehmerin Cornelia fand es toll, „einfach mal die Wut rauszulassen“, zu merken, dass man „manches nicht so ernst nehmen“ muss und auch, dass „man sich selber besser kennenlernt“.
Improtheater in Corona-Zeiten: geht auch online!
Improtheater kann man immer spielen – auch virtuell! Das ist zwar etwas anders, als gemeinsam in einem Raum zu sein, Sabine hat damit aber schon gute Erfahrungen gemacht. Sie leitet seit zehn Jahren die Improtheatergruppe des Studentenwerks München und die findet aktuell als Online-Kurs statt. „Gerade in dieser Corona-Zeit ist es schön, dass wir etwas Lockeres haben“, sagt sie und das kann ich nur bestätigen. Es hat richtig gut getan, den Kopf freizubekommen, ins Spielen einzutauchen und so viel zu lachen! Ich bin voller Energie nach Hause gegangen und freue mich, dass bereits neue Impro-Kurse für Kinder und Erwachsene in der Feierwerk Funkstation geplant sind! Dort kann jede*r mitmachen – egal ob mit oder ohne Impro-Erfahrung. Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis an Sabine und die gesamte Gruppe!
Ãœbrigens hat uns am zweiten Tag die SZ besucht – wer noch mehr über den Workshop lesen will, findet hier den Artikel dazu.