Team Feierwerk

Offenheit, Freiwilligkeit, Partizipation – die Offene Kinder- und Jugendarbeit

Inzwischen ist es rund neun Monate her, dass unsere Kinder- und Jugendfreizeitstätten aufgrund der Corona-Pandemie von heute auf morgen schließen mussten. Die jeweiligen Teams, bestehend aus Sozial-, Kultur- und Medienpädagog*innen, produzierten bis zur lange herbei gesehnten Wiedereröffnung Mitte Juni mit viel Kraft und Engagement von zuhause aus ein alternatives Online-Programm. Sie überlegten sich die unterschiedlichsten Aktionen, um den Kontakt zu ihren Kindern und Jugendlichen auch während des Lockdowns zu halten. Mittlerweile bieten all unsere Einrichtungen zwar wieder ein vielfältiges Feierwerk-Programm, allerdings unter völlig neuen Umständen: es können längst nicht alle Angebote stattfinden, die AHA-Regeln bestimmen den Arbeitsalltag, es gibt begrenzte Teilnehmer*innen und Anmeldeprozesse. Anders, aber immerhin.

Das beklemmende Gefühl, es könnte wieder zu einer erneuten Schließung kommen, jetzt wo die Zahlen steigen und der Winter bevorsteht, schwingt stetig mit; gleichzeitig gibt es umfangreiche Hygiene- und Schutzkonzepte, die für unsere Gäste einen sicheren Besuch gewährleisten. Die Hoffnung und das große Bedürfnis, geöffnet bleiben zu können, ist allgegenwärtig. Ich habe mit Katrin Pischetsrieder, Leiterin der Feierwerk Funkstation, Andi Huber, Leiter der Feierwerk Südpolstation und Jakob Steenbock, Leiter des Feierwerk Trafixx, über die Bedeutung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) gesprochen. Und darüber, weshalb es so wichtig ist, dass unsere Häuser offen und für die Kinder und Jugendlichen zugänglich bleiben.

OKJA – im Vordergrund steht die Freiwilligkeit

„Das Wichtigste der OKJA liegt für mich in dem Wort ‚offen‘. Das ist gerade heute eine Besonderheit für Kinder und Jugendliche, dass sie nicht ein vorgefertigtes Setting vorfinden, das schon funktionalisiert ist, sondern Räume, die es ihnen ermöglichen, Erfahrungen zu machen, und ihren eigenen Interessen nachzugehen“, sagt Katrin Pischetsrieder gleich zu Beginn unseres Gesprächs. „Für uns als Feierwerk ist der kulturelle Aspekt ganz wichtig. Sich ästhetisch-gestaltend, schöpferisch-kreativ mit etwas auseinander zu setzen, kann dazu beitragen, sich auch mit sich selbst und der Welt, die einen umgibt, zu beschäftigen – und dem eigenen Platz darin.“ Dem pflichtet Andi Huber bei: „Wenn man junge Erwachsene fragt, was sie als Mensch geprägt hat, sprechen die meisten von ihrer Freizeit, ihrem Privatleben. Natürlich bekommen sie in der Schule das Wissen vermittelt, das sie für Ausbildung und Beruf brauchen; aber bei ganz vielen Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend Freizeiteinrichtungen wie unsere besucht haben, sind eben diese ein starker Faktor, der genannt wird“, erzählt er. „Ein Ort, an dem junge Menschen ganz zentrale Dinge erleben, erstmals eigene Ideen umsetzen und Verantwortung übernehmen können. Und Erlebnisse haben, die sie als Mensch bis ins Erwachsenenalter hinein prägen. Die Kinder, die bei uns sind, reflektieren das natürlich noch nicht so stark, weil sie einfach so im Hier und Jetzt leben – was ja auch das Schöne ist. Aber im Rückblick erkennt man den Einfluss der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auf die Persönlichkeitsentwicklung ganz stark.“

Selbstgestalterisch aktiv werden in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Im Gegensatz zur Schule oder auch zu anderen Freizeitangeboten, wie bspw. einer Mitgliedschaft bei einem Verein, hat die Offene Kinder- und Jugendarbeit keinen Verpflichtungscharakter. Die Kinder und Jugendlichen kommen freiwillig und dürfen auch jederzeit wieder gehen. „Das ist sicherlich eine Herausforderung, und zwar für beide Seiten“, sagt Katrin Pischetsrieder. „Manchmal ist es nicht leicht, als Kind oder Jugendliche*r dazu zu stehen, was man möchte oder eben nicht. Und wir als Pädagog*innen, die Anregungen geben und begleiten wollen, sind dazu aufgefordert, das Setting so zu gestalten, dass es inspirierend ist. Wir müssen uns eine große Offenheit und Flexibilität bewahren und auf Impulse reagieren, die auch unvorhergesehen kommen – und uns darauf einzulassen.“ Dass es die Kinder und Jugendlichen heutzutage, wo mit Schule und außerschulischen Verpflichtungen schon ein Großteil der verfügbaren Zeit verplant ist, gar nicht mehr gewohnt sind, selbstgestalterisch aktiv zu werden, darin sind sich alle einig. „Viele haben ein strenges Elternhaus, zumindest bei uns im Viertel, und die sind gewohnt, dass ihnen gesagt wird, was sie zu tun haben“, erzählt Jakob Steenbock, der die Kinder- und Jugendfreizeitstätte Trafixx in Obersendling leitet. „Das ist auch unser pädagogischer Auftrag, dass wir ihnen sagen: Ihr könnt ein Stück weit über Euer Leben selbst bestimmen. Hier bei uns findet ihr den Raum, wo ihr euch ausleben und ausprobieren könnt. Hier habt ihr die Möglichkeit, das Programm selbst zu gestalten.“

Abenteuerspielplatz und offene, bunte Räume

Katrin Pischetsrieder berichtet von einem neunjährigen Mädchen, das beim Erleben dieser Freiheit erstmal kurz gestutzt hatte, was gleichermaßen erschütternd, aber auch faszinierend war: „‘Hier kann man machen, was man will?!‘ hatte sie ungläubig gefragt. Und dann muss man dieses Zögern auch aushalten können und nicht gleich sagen: Du könntest doch, magst Du nicht vielleicht… Die Kolleg*innen in den offenen Treffs spielen den Ball auch oft bewusst zurück, wenn die Kinder fragen, was heute gemacht wird. Dann fragen sie: Worauf habt ihr Lust?“ Das ist ein Stück weit auch der Anspruch der Pädagog*innen vor Ort, die Selbstgestaltung der Freizeit mit den Kindern und Jugendlichen zu trainieren. „Die Eltern sind diese Freiheit im Ãœbrigen auch nicht mehr gewohnt“, erzählt Andi Huber. „Denen müssen wir oft erklären, wie unsere Arbeit funktioniert, und dass wir eben keine Betreuungseinrichtung sind. Wir haben diese Aufsichtspflicht im juristischen Sinne nicht. Unsere Einrichtung ist eher vergleichbar mit einem Abenteuerspielplatz, wo man hingeht und Angebote wahrnimmt, solange man möchte. Anschließend gehen die Kinder wieder nach Hause, das müssen Eltern ihnen natürlich auch zutrauen. Aber wenn sie uns dann kennenlernen, dann sehen sie, dass es funktioniert. Und dass es seinen ganz besonderen Reiz hat.“

Auch die Raumsituation, die Kinder und Jugendliche in Trafixx, Funkstation, Südpolstation und Co. vorfinden, ist oftmals eine ganz andere als in der Schule und trägt zu einer komplett neuen Atmosphäre bei. „Klassenzimmer sind oft darauf ausgerichtet, dass die Kinder und Jugendlichen möglichst ruhig auf einem Stuhl sitzen, während sie bei uns an der Tischtennisplatte stehen, an der Werkbank oder in der Aufnahmekabine in Aktion sind“, erzählt Katrin Pischetsrieder. „Kinder und Jugendliche müssen sich treffen können, das ist das Wichtigste. Und dass sich in den Gruppen, die in ihrer Unterschiedlichkeit an Alter und sozioökonomischen Status meist breiter gefächert sind als in Schulen, eine Dynamik entwickelt, die es spannend macht.“

Ganztagsbetreuung – eine Herausforderung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit?

Eine besondere Herausforderung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit stellt sicherlich die Ganztagsbetreuung dar. „Die Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten ein pädagogisches Netz gespannt, das immer dichter wird. Dieses Netz ist wichtig, damit es berufstätigen Eltern ermöglicht wird, ihrem Beruf nachzugehen, und dass auch gesellschaftliche Themen, wie bspw. die Gleichberechtigung von Frau und Mann, vorangebracht werden“, sagt Andi Huber. „Gleichzeitig muss man eben aufpassen, dass dieses Netz nicht irgendwann so dicht ist, dass die Kinder und Jugendlichen keine Luft mehr zum Atmen haben.“ Die wichtigsten Ansprechpartner*innen unserer Pädagog*innen vor Ort sind die Kinder und Jugendlichen, nicht die Eltern – deren Anwesenheit ist meistens sogar explizit nicht erwünscht. „Bei den Eltern ist die Arbeit mit den Kindern oft schwieriger, weil sie eine Leistung erwarten, ein Ergebnis“, sagt Jakob Steenbock. „Da werden dann die Angebote herausgesucht, die für die Zukunft am meisten bringen, und dann kommen die Kinder schon mit einem gewissen Druck zu uns. Deshalb bin ich oft froh, wenn ich die Eltern nicht kenne, sondern einfach die Kinder und Jugendlichen fragen kann: Was macht Euch Spaß, was möchtet ihr machen? Welche Ziele habt ihr, und wie geht ihr ran?“

Eine Lobby für die Kinder und Jugendlichen sein

„Für die Eltern ist es natürlich wichtig, dass eine hochwertige Betreuung über den ganzen Tag gewährleistet ist. Aber wie man das Ganze ausgestaltet, da ist vieles noch nicht ausgegoren, und die Tendenz geht leider dazu, alles unter dem Deckmantel „Schule“ auszuweiten. Das halte ich für einen Fehler“, berichtet Andi Huber. „Ich bin der Meinung, selbstgestaltete Freizeit ist wichtig, und dass die Kinder und Jugendlichen da auch ein Recht darauf haben. Wir haben dabei eine Art Anwaltschaft für die sie, bei der wir ihre Interessen auch vertreten müssen und wollen. Und diese Interessen sind unserer Meinung nach nicht, dass den ganzen Tag Schule sein soll, sondern dass die Freizeitgestaltung einen anderen Charakter haben muss.“ Hubers Meinung nach funktionieren Kooperationen zwischen den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und Schule dann am besten, wenn sie auf Augenhöhe geschehen, die jeweiligen Erfahrungen eingebracht und entsprechende Kompetenzen auch zugetraut werden können. „Ich kenne mich nicht damit aus, wie Mathematik-Unterricht gestaltet wird, das haben die Lehrkräfte gelernt. Aber wir wissen, wie man kulturelle Bildung macht und wie Freizeitpädagogik aussieht“, sagt er.

„Viele OKJA-Einrichtungen hatten beim Ganztagsausbau Panikreaktionen und Angst, dass die Kinder wegbleiben und ihnen die Existenzgrundlage entzogen wird, und haben sich den Schulkooperationen bspw. mit strukturierter Nachmittagsbetreuung sehr dienstbar gemacht. Das möchten wir nicht. Der Ganztagsgedanke ist grundsätzlich richtig, aber die Ausgestaltung ist nochmal was anderes. Da muss man auf diejenigen hören, die sich gut auskennen – und in der offenen Freizeitgestaltung sind das wir.“ Auch Katrin Pischetsrieder ist davon überzeugt, diese Nische weiterhin für die Kinder und Jugendlichen zu erkämpfen: „Die Kinder und Jugendlichen sollen nicht nur als Schüler*innen wahrgenommen werden, sondern vor allem als Menschen.“ Jakob Steenbock, der sich mit dem Trafixx auf einem Schulcampus befindet, hat da ebenso bereits Erfahrungswerte: „Und wurde schon ein Kooperationsvertrag angeboten, aber das wollen wir nicht. Wir möchten nicht als Schul-, sondern als offenes Angebot wahrgenommen werden. Wir haben z.B. eine tolle Medienpädagogin an Bord, mit der wir gerne gemeinsame Projekte entwickeln können, wenn eine Lehrkraft dabei ist. Da sind wir gerade auch im Gespräch, welche Angebote wir da kreieren können.“

In der OKJA finden Kinder und Jugendliche Bezugspersonen auf Augenhöhe

Nicht nur die Häuser der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind für die Kinder und Jugendlichen eine wichtige Ergänzung in ihrem Alltag, sondern die Kolleg*innen selbst, die dort arbeiten und Angebote konzipieren. Die pädagogischen Fachkräfte, die in den Werkstätten und offenen Treffs, am Kicker oder beim Basteln mit den jungen Menschen ins Gespräch kommen, sind wichtige Bezugspersonen. Gemerkt haben das unsere Einrichtungsleiter*innen gerade in den Monaten, in denen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen war: „Bei den Kindern hatte sich ein enormer Gesprächsbedarf aufgestaut in der Zeit, wo alles zu und sie eingeschränkt waren“, berichtet Andi Huber. „Ein Videochat kann den persönlichen Kontakt auch nicht ersetzen – schon allein deshalb nicht, weil viele zuhause nicht wirklich frei, ungehört und ohne Störungen sprechen können. Wir haben da bei der Wiedereröffnung nach der Corona-Schließung Dinge erlebt, die wir so gar nicht kannten. Zum Beispiel, dass die Kinder sich dafür bedanken, dass sie hier sein dürfen.“ In solchen Momenten wird den Pädagog*innen dann richtig bewusst, welche Wertschätzung von Seiten der jungen Besucher*innen vorhanden ist, und wie wichtig es für sie ist, dass die Häuser geöffnet sind. „Wir füllen da eine Lücke, die zwischen Eltern, Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen oder auch Geschwistern doch noch bleibt, und stellen eine Ansprechbarkeit zur Verfügung, die sie in dieser Weise woanders nicht haben“, erzählt Andi Huber weiter. „Wir wundern uns dann selbst oft, wie frei die Kinder erzählen, obwohl wir sie zum Teil ja gar nicht gut kennen. Und das liegt schon am Setting, denke ich. Dadurch, dass wir nicht bewerten, wie bspw. die Lehrer*innen, und auch keinen engen Bezug zu den Eltern haben, vertrauen uns die Kinder und Jugendlichen da vielleicht in manchen Angelegenheiten mehr als anderen. Die wollen oft auch gar nicht, dass man sie berät oder etwas dazu sagt, sie möchten einfach nur erzählen.“

„Ich habe immer wieder das Gefühl, als wäre ich der Kumpel mit mehr Lebenserfahrung“, sagt Jakob Steenbock, der mit den Jugendlichen im Trafixx regelmäßig gemeinsam im hauseigenen Musikstudio sitzt oder ihnen beim Workshop Griffe auf der E-Gitarre zeigt. „Beim Aufnehmen frage ich dann manchmal schon: Hey, worüber singst Du denn da, hast Du sowas schon erlebt? Da kommt dann auch einmal die Frage nach der Schweigepflicht, das ist für sie wichtig. Und wenn sie sich da dann sicher sein können, erzählen sie oft Geschichten, die sie erlebt haben, oder vor denen sie Angst haben.“

Hey, das bin ich – Ein wertvoller Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung

In den offenen Kinder- und Jugendfreizeitstätten erleben die jungen Menschen eine Begegnung auf Augenhöhe, die neben der Möglichkeit, sich dort selbst auszuprobieren und frei in ihrer Selbstorganisation zu sein, enorm zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung beiträgt. Sich zu trauen, ihre Bedürfnisse zu äußern, und mit den Erwachsenen, die eben nicht in einer bestimmten Rolle sind, von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. „Ein Mädchen hat das auch mal artikuliert, als sie sagte: ‚Vor einem Jahr, da hätte ich das noch nicht gekonnt.‘ Das hat mich total gerührt. Diese Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können, das hat man sehr stark durch diese Freiheit – und eben nicht, weil jemand anders sagt, was zu tun sei“, erzählt Katrin Pischetsrieder. „Etwas kulturell Kreatives zu schaffen, zum Beispiel. Die Kinder und Jugendlichen merken dann: Hey, das bin ich. Das wäre nicht auf der Welt, oder es wäre ganz anders, wenn ich es nicht angegangen wäre. Diese Erkenntnis stärkt meiner Meinung nach die Kinder und Jugendlichen sehr, und das merken wir.“ Dinge wie Kreativität, Flexibilität oder Selbstorganisation sind Fähigkeiten, die in der heutigen Berufswelt zweifelsfrei gefordert sind, die sich jedoch aufgrund von oftmals vorhandenen Strukturen in Schulen nur bedingt erlernen lassen. Hierbei leistet die Offene Kinder- und Jugendarbeit einen wertvollen Beitrag: „Bildung bedeutet eben auch die Formung als Mensch. Wie möchte ich sein, welche Werte sind mir wichtig? Wie interagiere ich mit anderen Menschen, wie löse ich Konflikte?“, sagt Andi Huber. „All das lernt man eher im Privaten, in seiner Peer-Gruppe, und dort, wo ich meine Freizeit verbringe. Wie gesagt, Jugendarbeit ist für ganz viele Menschen im Rückblick etwas, das sie geprägt und ihnen Orientierung gegeben hat. Orte, an denen Kinder und Jugendliche erfahren, was ihre Stärken und Schwächen sind und Ideen dafür bekommen, wie sie ihr Leben eigentlich gestalten möchten.“

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Glücksmomente kreieren und Resilienz für Krisen schaffen

Der wichtige Stellenwert, den die OKJA in unserer Gesellschaft einnimmt, gerade auch in Zeiten wie diesen, ist mir im Gespräch mit Andi Huber, Katrin Pischetsrieder und Jakob Steenbock nochmal klar und deutlich geworden. Der Wunsch nach geöffneten Kitas und Schulen, nach Struktur, einem geregelten Alltag und der Rückkehr zur Normalität ist bei Eltern derzeit allgegenwärtig. Bei alldem geht es aber grundsätzlich noch um etwas völlig anderes: Um die Kinder und Jugendlichen selbst. „Sie sind die Gesellschaft von morgen, und von heute. Die Pandemie hat ja ganz viel damit zu tun, wie wir Zukunft gestalten möchten – somit sollten im besten Sinne des Wortes auch diejenigen wahrgenommen und gehört werden, die die Zukunft eben sind“, sagt Katrin Pischetsrieder. „Ich würde mir wahnsinnig wünschen, dass Kinder und Jugendliche noch mehr in den Blickpunkt gerückt werden, und zwar nicht nur als Objekte, die beschult oder betreut werden müssen, sondern wirklich mit ihrer Stimme.“

Dem stimmt auch Andi Huber zu: „Das Problem ist, dass die Kinder da weiterhin keine eigene Lobby haben. Die stehen unter einem unglaublichen Druck. Ihnen wird enorm viel zugemutet: Sie sollen unter völlig veränderten Bedingungen Krisen bewältigen, geänderte Rahmenbedingungen hinnehmen, funktionieren und bloß nicht irgendwas an Schulstoff verpassen. Ich fürchte, in vielen Fällen wurde jetzt nicht auf die Schulter geklopft und gesagt: Boa, Wahnsinn, was Du unter diesen Umständen geleistet hast. Was den Kindern und Jugendlichen da abverlangt wird, ist viel mehr, als den meisten Erwachsenen in einer solchen Krise. Wir haben da noch am ehesten die Aufgabe, die Stimme der Kinder und Jugendlichen in der Öffentlichkeit zu vertreten, aber eigentlich sollten sie auch selbst mit ihren Interessen, Ängsten und Bedürfnissen gehört werden.“ „Das ist auch ganz stark eine Sache von Resilienz“, ergänzt Katrin Pischetsrieder. „Auch deshalb sind wir so wichtig, weil wir diese Erlebnisse schaffen können. Die Glücksmomente, die gerade in Bewegung beim Sport oder beim Kreativsein entstehen, und die eben diese Widerstandskraft in solchen Krisen stärken können.“

Julia Irländer war lange Zeit Mitarbeiterin in der Feierwerk Öffentlichkeitsarbeit und hat im Sommer 2023 in die pädagogische Praxis ins Mobile Vorlaufprojekt nach Freiham gewechselt. Sie studiert berufsbegleitend Soziale Arbeit, ist Mama von drei Kindern und zwei Katzen, fährt am liebsten mit dem Radl und hat dabei Punkrock auf den Ohren.

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