Kunst

Street Scenes – Leuchtendes Farbspektakel von Matthias Mross (Haus 75)

„Echt irre, was Dir fĂŒr eine Gabe in die Wiege gelegt worden ist“, sage ich zu Matze alias Matthias Mross, als ich das erste Mal die neuesten Werke seiner Ausstellung „Street Scenes“ bei uns im Feierwerk Farbenladen sehe. „Ach“, sagt er, „ich weiß nicht, das ist alles nur Training.“ So bescheiden mĂŒsste der Haus 75 KĂŒnstler gar nicht sein, denn das, was die Besucher*innen bei der Vernissage am 16. Februar zu Gesicht bekommen, ist ein leuchtendes Farbenspektakel aus verschiedensten Techniken, gepaart mit einzigartiger Detailverliebtheit. Im Vorfeld zu seiner Ausstellungseröffnung habe ich mit ihm gesprochen.

Wann hast Du mit dem Malen angefangen?

Als ich ein kleines Kind war.

Kannst Du Dich noch erinnern, was das Erste war, das Du gemalt hast?

Ach, das Gleiche, was alle kleinen Kinder malen: BĂ€ume, Autos und Sonnen, halt so Kritzeleien.

Und das ist Dir dann wÀhrend deiner Jugend geblieben, oder?

In meiner Jugend habe ich dann irgendwann angefangen, Graffiti zu malen. Da, wo andere Kinder aufhören zu malen. Ich habe mein Leben lang einfach immer weiter gemalt, und das dann auch irgendwann ausgebaut.

Gemeinsam mit Lion und Sebastian seid Ihr das KĂŒnstler-Kollektiv Haus 75 – das ist nicht nur Wohnraum, sondern eben auch kreative SchaffensstĂ€tte bei Euch, richtig?

So war das zumindest, aber jetzt wohne nur noch ich alleine in diesem Haus. Der Lion hat jetzt ’ne Weile auf Ibiza gewohnt, und der Basti hat auch ein bisschen mehr Platz gebraucht. Und ich bin noch in dem HĂ€uschen.

Du schreibst, dass Dich die Mixed Media Technik auszeichnet – kannst Du kurz erklĂ€ren, was damit gemeint ist?

Wie man auf meinen Bildern sieht, verwende ich gerne gemusterte Materialien und Gewebe, wie jetzt beispielsweise auch diese Blumen auf dem Ausstellungsflyer. Das zieht sich dann durch die ganzen Bilder durch. Und auch ein Mix aus Arbeitsmaterialien, also sowohl SprĂŒhdose, als auch Acrylfarbe, als auch mal Stifte oder Marker.

Du hast ja auch schon auf Bali am Rande von Reisfeldern gemalt, und an vielen anderen Orten auf der Welt. Gab es irgendwo einen Ort, wo du sagst, da hat es Dir besonders viel Spaß gemacht?

Ja, also total cool war‘s letztes Jahr zum Beispiel in Vietnam in Ho-Chi-Minh. Dort war ich fĂŒr zwei Wochen, um in einem abgefahrenen Hochhaus im 20. Stock gemeinsam mit einem Haufen anderer KĂŒnstler die InnenrĂ€ume zu gestalten. Das war ein sehr cooles Projekt und eine sehr interessante Stadt.

Du bist ja gebĂŒrtiger Freisinger, wohnst jetzt in Laim
 Gibt es Dinge, die Dir in MĂŒnchen besonders gut gefallen? Also warum bist Du hier und nicht woanders auf der Welt?

Ich habe hier zum einen viele Freunde und Familie im Umfeld von MĂŒnchen und drum rum. Die Stadt ist schön sauber und aufgerĂ€umt, des hat Vor- und Nachteile. Also im Vergleich zu anderen StĂ€dten funktionieren hier Sachen, die man ausmacht, also seien es jetzt Handwerker, irgendwelche Werkzeuge, HebebĂŒhnen etc. Die mietet man und die sind dann auch da, wenn man sie braucht, und nicht einfach nicht. Oder dann kommen die Arbeiter einfach mal drei Tage nicht, wie es in anderen LĂ€ndern öfter passiert. Das ist schon schön, wenn die Leute sich auch an Absprachen halten und alles funktioniert – da ist MĂŒnchen schon ein Paradebeispiel. Wobei es hier dafĂŒr wiederum sehr schwierig ist, mit der BĂŒrokratie irgendwelche Projekte zu realisieren.

Also FlÀchen zu kriegen?

Das ist hier kaum möglich, also auch im Vergleich zu anderen deutschen StĂ€dten. Hier gibt’s kaum BaulĂŒcken, kaum BrandschutzwĂ€nde und vor allem keine Genehmigungen fĂŒr sowas. Hier bekommt man fĂŒr eine HebebĂŒhne dann oftmals auch gar keinen Stellplatz fĂŒr ’ne Woche oder so.

Aktuell sind viele auf Dich gestoßen, weil Du beim Kunstlabor das Huhn an die Wand gemalt hast – ist das das grĂ¶ĂŸte Kunstwerk von der FlĂ€che her, das Du gemalt hast?

Nee, die war relativ klein fĂŒr ’ne Wand, aber schon eine super coole Location dort auf den DĂ€chern vor der MĂŒnchner Stadt. Das hat ein schönes Bild abgegeben und war auch von der Himmelsrichtung schön, und vom Licht. Aber die WĂ€nde an sich waren eher klein.

Gibt’s da Dinge die Du noch machen willst?

Ja, man fĂ€hrt permanent an irgendwelchen WĂ€nden vorbei, die gut aussehen, und wo man sich denkt: ach, hier wĂ€r‘s eigentlich ganz cool, hier fehlt ein Bild, oder hier hĂ€tte ich Bock drauf, was zu machen. Hier gleich gegenĂŒber ist zum Beispiel eine fensterlose Wand, oder auch die Seite vom Farbenladen. Da denke ich mir auch jedes Mal, wenn ich hierher laufe: warum haben die da jetzt eine Reklametafel drauf gemacht? Da könnte man doch auch ein schönes Bild malen.

Cool, also Du gehst dann schon mit so ’nem KĂŒnstlerblick durch die Stadt, wenn Du durch die Straßen lĂ€ufst?

Ja, sowieso.

Spielt Musik eine Rolle, bei Deiner Arbeit? Oder gibt es andere Dinge, die Dich inspirieren?

Ja, Musik spielt eine begleitende Rolle, aber es ist jetzt nicht unbedingt etwas, das mich inspiriert, was die Motive etc. betrifft. Ich höre aber schon gern Musik, auch beim Arbeiten und im Atelier. Da lÀuft den ganzen Tag irgendwie irgendwelche Musik, und auch, wenn ich an einer Wand arbeite. Da habe ich auch meistens Kopfhörer auf, dann wird man auch nicht voll gequatscht von Passanten, die an einem vorbei laufen. Da muss man sonst immer die gleichen 20 Fragen beantworten. Da ist das ein ganz guter Schutz, wenn man Kopfhörer trÀgt.

Verstehe, das ist in der Tat eine ganz gute Taktik. Gibt es denn außer der Kunst noch andere Dinge, die Dir sehr wichtig sind?

Ja, ich habe natĂŒrlich auch noch ein Privatleben (lacht), aber das vermischt sich bei mir auch so ein bisschen. Also ich bin eigentlich schon rund um die Uhr am arbeiten – und ich esse auch sehr gern. 🙂

Vielen Dank fĂŒr das Interview, lieber Matze!

Julia IrlĂ€nder war lange Zeit Mitarbeiterin in der Feierwerk Öffentlichkeitsarbeit und hat im Sommer 2023 in die pĂ€dagogische Praxis ins Mobile Vorlaufprojekt nach Freiham gewechselt. Sie studiert berufsbegleitend Soziale Arbeit, ist Mama von drei Kindern und zwei Katzen, fĂ€hrt am liebsten mit dem Radl und hat dabei Punkrock auf den Ohren.

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