Kunst

Was ist dein Immerhin-Prinzip? Thomas Steierers Ausstellung im Farbenladen

Letzte Woche Dienstag war ich bei der Vernissage von „Immerhin“, eine Fotoausstellung vom Künstler Thomas Steierer aka Metromadrid im Feierwerk Farbenladen. Davor hatte ich die Möglichkeit ein kurzes Interview mit ihm zu führen. Ich gebe zu, dass ich schon etwas nervös war, als ich den Auftrag bekommen habe. Zum einen war es mein erstes Interview und immerhin ist er ein nicht ganz unbekannter Kabarettist, der 2017 das „Scharfrichterbeil“ gewonnen hat. Das ist ein begehrter Preis unter Nachwuchskabarettisten. Die Nervosität hatte sich dann schnell gelegt und wir hatten ein tolles Gespräch über Spaß in der Schule, David Beckham und darüber, was ihn im Leben antreibt.

Von den Anfängen bis hin zum zweiten Versuch als Kabarettist

Der Münchner Thomas Steierer hat die Welt schon immer durch eine Brille gesehen, durch die man alles nicht so ernst nimmt. Schon als Kind liebte er es, Sketche aufzuführen und bevorzugt den Pfarrer nachzuahmen. Auch der Unterricht wurde natürlich gerne bereichert, unter anderem mit „James Last“ Musik aus „Traumschiff“, passend zur Molekülpräsentation im Chemieunterricht.  „Vielleicht war ich damals schon auf dem Zenit und hätte aufhören sollen“, sagt Thomas Steierer lachend.

Er hat aber weiter gemacht und schließlich, 2009, begann seine Karriere im Kulturzentrum Riem auf einer offenen Bühne. Es folgten vier weitere Auftritte bis 2012. Danach war erstmal Schluss und Thomas Steierer arbeitete eher im Hintergrund der Unterhaltungsbranche. Als Kulturjournalist, im Bereich Kabarett oder als Gagschreiber der Harald-Schmid-Show. Jedoch hat es keiner seiner Witze jemals in die Show gebracht. So musste er erkennen, dass seine Hauptberufung darin lag, selbst auf der Bühne zu stehen. Alternativlos, ohne Plan B und ohne sich, wie beim ersten Anlauf, hinter einer Kunstfigur zu verstecken.

So nahm er einen zweiten Anlauf und konnte 2017 über 60 Auftritte verzeichnen. Unter anderem seinen ersten Soloauftritt im Orangehouse des Feierwerks. Ein Highlight seiner Karriere war dann wenig später der überraschende Gewinn des Scharfrichterbeils, nachdem er die Konkurrenz mit seinem originären Auftreten und Inhalten ausgestochen hatte. Zwischendurch hatte Thomas Steierer seine erste Ausstellung überhaupt im Feierwerk Farbenladen präsentiert.
Damals unter dem Namen: Nichts…. Desto…. Trotz…. „Die Fotos und Textminiaturen waren ein Grundstock für mein heutiges Bühnenprogramm“ ,sagt er im Nachhinein.

Von „Nichts…. Desto…. Trotz….“ zu „Immerhin“

Das Adverb „immerhin“ prägt sowohl seine Auftritte als auch die Ausstellung. Sein persönliches „Immerhin-Prinzip“ ist: „Trotz aller Widrigkeiten immer weiter zu machen, alles nicht so ernst zu nehmen, mit ner Art Galgenhumor“. Für die Ausstellung hat er dann Leute aus seinem Umfeld mit einem „Immerhin“-Schild in der Hand fotografiert und sie nach ihrem persönlichen „Immerhin-Prinzip“ gefragt. Diese Fotos und die dazugehörigen Immerhin-Prinzipien gibt es nun im Farbenladen zu sehen. Dabei fallen die Antworten natürlich sehr unterschiedlich aus.

Den Besucher*innen möchte Thomas Steierer einen Gedankenanstoß geben, um nachzudenken, worum es eigentlich im Leben geht. Denn die heutige Zeit ist „wahnsinnig kurzweilig, man hält kaum noch inne“.  Die Frage, ob er denn meditiere, verneint er: „bisher noch nicht“.

Aus dem Leben eines Kabarettisten

Wenn Thomas Steierer auf der Bühne steht nennt er sich „Metromadrid“. So kann er sich von seinen Tätigkeiten als seriöser Autor und Journalist abgrenzen und gleichzeitig dann auf der Bühne über sich hinaus wachsen. Der Name selbst entstand eher zufällig. Das „Metro“ kommt von metrosexuell „à la David Beckham“, der mal bei Real Madrid gespielt hat. Sehr auffallend bei seinen Auftritten ist die starre Haltung und der strikte Blick nach vorne. Das Mikrofon immer am Mund, und der Arm sinkt nie ab. Der Grund: Steierer ist normalerweise keine „Rampensau“ und die starre Haltung ist wohl „eine Art unterschwellige Schutzhaltung“. Auch glaubt er, je weniger er auf der Bühne „rumhampelt“, desto besser kann das Publikum den Worten folgen. Sollten die erhofften Lacher mal ausbleiben, was phasenweise passieren kann, da „gilt’s dann langsam weiter zu machen und Ruhe zu bewahren, in der Hoffnung, dass die Leute wieder lachen“. Getreu seinem „Immerhin-Prinzip“.

Inzwischen hat sich Thomas Steierer etabliert und ist noch lange nicht am Ende. Er ist stetig auf der Suche nach neuen Ausstellungsräumen, die gerne auch kurios und anders sein dürfen. Zudem schreibt er gerade an einer Art Autobiografie, und auch ein Filmprojekt schwebt ihm vor. Das „Immerhin“ will er noch länger beibehalten und weiterentwickeln.

 

Daniel Rubner macht einen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Feierwerk. Dabei hat er verschiedene Aufgaben, je nachdem, wo Hilfe gebraucht wird.

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