Kulturszene

Feierwerk in der Mollhalle – Popmusik und Spiele für die „Turnschuhgeneration“

Im Jahre 1985 bekommt das Feierwerk ein “Dach über den Kopf”: die Mollhalle. Auf rund 10.000 Quadratmetern bespielte der Verein rund ein halbes Jahr lang das riesige Gebäude mit den unterschiedlichsten Aktionen. In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über den “ersten Schritt” des Feierwerk e.V. – den Entwicklungen in der Hansastraße 78.

Die Mollhalle in der Hansastraße 78

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte die Firma Leonhard Moll links und rechts der Hansastraße einen riesigen Bauhof in die Landschaft. Es entstanden Verwaltungsgebäude, eine Kranhalle, ein L-o-k-schuppen, Werkstätten, Lagerhallen und vieles mehr. Nach dem Umzug der Firma wurde das Gelände ein Teil der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 1983. Die Hansa 39 war u.a. Pressezentrum. In der Mollhalle (Adresse: Hansastraße 78) wurden in Abertausenden von Pflanzschalen die Blümchen herangezüchtet. Dann standen die Gebäude leer. Bis Feierwerk im Frühjahr 1985 für ein gutes halbes Jahr in die Mollhalle einzog, hatte sich zentnerweise Taubenkacke angesammelt …

„Turnschuhgeneration“? „Generation X“? Whatever!

Generationlabels wie „die Halbstarken“, die „68er“ etc. gab es schon länger. Alle vier Jahre nahm eine neue “Shell Jugendstudie” die Anstrengung des Begriffs auf sich. Aber für die breitere Öffentlichkeit war im Jahr 1985 „die Jugend“ immer noch eines der unbekannten Wesen, (wie im Uno-Jahr 1975 „die Frau“, „das Kind“ 1979, „die Behinderten“ 1981). Mit dem “Internationalen Jahr der Jugend” wollten die Vereinten Nationen darum Impulse für zahllose Aktionen und Aktivitäten setzen und dazu animieren, die 15- bis 25-jährigen intensiver und durchdachter ins Visier zu nehmen.

Mollhalle – die Superlocation

Die 10.000 Quadratmeter große Mollhalle wurde die zentrale Münchner Spielstätte zum “Jahr der Jugend”. Der junge Verein Feierwerk bekam von der Stadt München den Auftrag, hier den ganzen Sommer über richtig was los zu machen. Die Feierwerker*innen rückten mit allen, in vier Jahren mobilem Betrieb zusammengetragenen, Fahrzeugen und Requisiten an. Hinzu kamen eine fette Wagenladung ausgemusterter Schaufensterpuppen und anderer nützlicher Kram aus der Dekoabteilung vom Kaufhaus Hertie in die Mollhalle. Irgendwoher kamen außerdem Fallschirme, Messewände, sehr rustikale Sitztribünen und ultrahübsches Mobilar von der Hausratsammelstelle. Die gestalterische Fantasie inklusive jeder Art von Knochenarbeit kannte keine Grenzen.

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Konzerte, Partys und New Games

Ab dem Frühjahr bis Ende September lief in mehreren Etappen Programm in der Mollhalle. Natürlich fanden jede Menge Konzerte statt – Patrice Oluma’s „Matata“, „Central Park“, „Juanito Heldmann“ waren dabei – sowie Schwerpunktveranstaltungen wie der Wettbewerb „Rock Feierwerk“, einen Teil des „Münchner Rocksommers“ mit dem Fokus auf Rock-Theatergruppen oder das „FEST 85“.

Drum herum gab es Kinderprogramm mit dem „Zirkus Pumpernudel“, einen Luftgitarren-Wettbewerb für die 12- bis 16-jährigen, Kabarett mit den „Bonzenbrennern“, Puppenspiel vom „Klapptheater“, Trommelkurse, Gipsmaskenbau, Modenschauen, eine Videoecke, ein Schmink- und Friseurstüberl oder „New Games“. Das waren Spiele, bei denen es keine „Gewinner*innen“ und „Verlierer*innen“ gibt, sondern die Kooperation und der Spaß der Gruppe im Vordergrund stehen. Am Anfang des einwöchigen „Mollhallen-Finales“ schmissen die vier gerade erst terrestrisch empfangbaren privaten Lokalradios (Radio Gong, Radio 44, Radio Xanadu, M1) eine große Party. Deren 1.500 Besucher bescherten dem Verkehr in der Hansastraße, dem Parkplatz vor der Mollhalle und den Feierwerker*innen eine Grenzerfahrung. Und kurz vor Schluss das Tolle: Feierwerk hatte erstmals – zunächst auf ein Jahr befristet – Angestellte. Anfang September nahmen fünf ABM-Kräfte ihre Arbeit auf.

Die Kranhalle wird in Beschlag genommen

Während der Veranstaltungen diente ein einachsiger Bauwagen als Büro. Ein Telefon, eine elektrische Schreibmaschine – das genügte für ein bisschen Korrespondenz, Anträge, Bestellungen, Pressearbeit. Mithilfe von Schnippelbüchern und Rubbelbuchstaben entstand – naja – eigenwillige Gebrauchsgrafik. Hier und in einer Sofa-Lounge im Backstagebereich der Mollhalle wurden Ideen gesponnen, Konzepte entstanden und die Arbeit an weiteren Projekten begann. Häufig richtete sich der begehrliche Blick auch auf die Gebäude gegenüber in der Hansastraße 39 – 41. Nach der besenreinen Übergabe der Mollhalle „besetzte“ Feierwerk dort als erstes einen Gebäudeteil namens Kranhalle als Lager für Unmengen an Requisiten. Die bildeten einen wichtigen Grundstock für die kommenden Jahre. Das Büro zog aus dem Bauwagen bis zum „FEST 86“ in den ersten Stock der heutigen “Pasinger Fabrik“. Zusätzlich gab es sogar einen Besprechungsraum und ein kleines Techniklager. Und die erste Veranstaltung in der Hansa 39, die Ende November über die Bühne ging, wurde dort vorbereitet.

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(Zweiter Schritt: Fortsetzung folgt)

Bob hat im September 1985 bei Feierwerk als Büromensch ("Sachbearbeiter") angefangen. Er hat Eintrittskarten verkauft, Veranstaltungstechnik auf- und abgebaut und Biertragerl gestapelt. Anfang der 2000er Jahre ist er in der Pressestelle gelandet.

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