Kulturszene

Vom Petticoat zum Tourbus – so kam die Popförderung in München ins Rollen

Die Förderung und Unterstützung junger Münchner Bands war von Anfang an eines der wichtigsten Anliegen des Feierwerk. Durch die Einrichtung der Fachstelle Pop bekam das Feierwerk 2009 den offiziellen Auftrag vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Münchner Popkultur zu fördern. Diese explizite Ausrichtung der Kulturverwaltung (auch) in Form von Popförderung war lange Zeit nicht selbstverständlich….

Rock und Pop sind natürlich schon seit Rock ‘n‘ Roll und Petticoat Teil der Münchner Stadtkultur. Auch eine Förderung von Jugendkultur fand schon früh statt: Eintritt-frei- Veranstaltungen (Theatron Olympiapark, Jugendtage bei den Stadtteilwochen), Bandwettbewerbe (Rock Feierwerk) oder Kleinkunst-Tourneen („Schüler On Cooltour“) gaben immer wieder mal eine Plattform für junge Kultur.

Das Jugendkulturwerk (Stadtjugendamt) und das Kulturreferat waren dabei wechselweise oder im Doppelgespann die Förderer. Wenn Popkultur gefördert wurde, dann nicht , weil es Pop war, sondern weil man kulturell ausgerichtete Jugendarbeit fördern wollte, oder weil man Stadtteilkultur (Stadtteilwochen) und Laienkultur förderte. Popförderung wurde in einem Atemzug genannt mit Nachwuchsförderung, sie hatte so eine Art „Schülerband“-Image, manchmal nahe an der Sozialarbeit der Streetworker, verortet bei pädagogisch geprägter Jugend(kultur)arbeit. Aus der Sicht der jungen Musiker*innen galten deswegen viele dieser Formate auch oft als „uncool“.

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Dr. Küppers (Kulturreferent der LH München von 2007-2019) beim Pophearing im Feierwerk

Die Popförderung bekommt einen eigenen Stellenwert

2009 wurde dann die „Feierwerk Fachstelle Pop“ eingerichtet und das Kulturreferat organisierte über die MVG einen gebrauchten VW-Bus als Tourbus. Damit waren erste Signale auf eine Wende in der Wahrnehmung gesetzt: Wesentlich mitbefördert durch den neuen Kulturreferenten Dr. Küppers gewann die Popmusik schrittweise einen eigenen Stellenwert im Rahmen der Musikförderung durch die Kulturverwaltung.

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Aus der Abendzeitung vom 08.11.2008 / Foto: Mike Schmalz – Abendzeitung

Dadurch, dass die Fachstelle Pop im Feierwerk angesiedelt wurde, gelang außerdem der Spagat zwischen Jugendkulturarbeit und Kulturförderung, zwischen Nachwuchsförderung und professioneller Weiterentwicklung. Als weiterer Akteur in der Popkulturförderung kam 2014 das „Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft“ hinzu – damit war dann auch die Wirtschaftsförderung, Karriere- und Business-Entwicklung mit im Boot.

Inzwischen finanziert das Kulturreferat vier Teilzeitstellen in der Fachstelle Pop. Im Kulturreferat gibt es mittlerweile jeweils eine Teilzeitstelle für die Proberäume und – ganz neu – eine weitere für die Bearbeitung von Pop-Förderanträgen. Alexander Friedrich widmet sich seit April dieses Jahres den Belangen der Popmusik und betreut auch die kürzlich angelaufene Popmusik-Programmförderung des Kulturreferats.

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Alexander Friedrich und Heike Lies vom Kulturreferat im Gespräch vor Ort im Feierwerk

Förderprogramme und innovative Veranstaltungsformate

Eine gemeinsame Finanzierung durch Kulturreferat und Jugendkulturwerk macht seit über 10 Jahren eine Großveranstaltung wie „Sound Of Munich Now“ möglich, bei der sich von ambitionierten Amateuren bis etablierten Profi-Bands die jeweils aktuelle Münchner Szene (inklusive ihrer elektronische Spielarten) präsentiert. Aus „Rock Feierwerk“ wurde mittlerweile mit dem „Sprungbrett“ ein erfolgreiches Förderprogramm, bei dem jährlich 16 Münchner Bands mitmachen. Ein umfangreiches Workshop- und individuelle Beratungsangebote stehen allen Münchner Musiker*innen in der Fachstelle oder beim Kompetenzteam zur Verfügung. Entsprechende Angebote in den sozialen Medien (z.B. Q&As auf Instagram) wurden von der Feierwerk Fachstelle Pop entwickelt und erhöhen deutlich die Reichweite der Beratungsangebote. Bei den regelmäßigen „Cheers“-Treffen vernetzen sich Musiker*innen und das weite Feld der im Musikbusiness Tätigen. Angestoßen durch ein großes „Pophearing“ hat das Kulturreferat seit 2019 jährlich weitere 100.000 Euro für Popkultur zur Verfügung gestellt. Sie werden u.a. vergeben für die Förderung von Musikproduktionen (sog. „Produktionsstipendien“) und für innovative Veranstaltungsformate („Programmförderung“). Außerdem ermöglichen Mietzuschüsse vielen Bands, adäquate Probenräume zu nutzen. Es ist also ordentlich etwas ins Rollen gekommen in der Stadt, auch wenn noch große Baustellen bleiben, wie bspw. ungenügende Proberaumkapazitäten.

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Trompeter Christoph von Treuberg bei der Proberaumaktion 2014 auf dem Marienplatz

Fast wichtiger noch als die Förderung einzelner Veranstaltungen oder Projekte ist aber die kontinuierliche Weiterentwicklung und Verstetigung der Popförderung in der Stadt, an der das Kulturreferat, die Feierwerk Fachstelle Pop, das Jugendkulturwerk und das Kompetenzteam gemeinsam arbeiten. Ziel ist es, ein stimmiges, aufeinander abgestimmtes Konzept von (Pop)musikförderung in der Stadt auszubauen und in Zusammenarbeit mit der Musikszene stetig weiterzuentwickeln.

Klaus ist fast seit Gründung des Vereins beim Feierwerk dabei. Er arbeitet bei der Fachstelle Pop und hat nebenbei Spaß daran, immer mal wieder Einführungskurse in die Feierwerkgeschichte für neue Mitarbeiter*innen zu geben.

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